Expertengespräch zur Refertilisierung

Die Vasovasostomie, auch als Refertilisation beim Mann bekannt, ist ein mikrochirurgischer Eingriff zur Wiederherstellung der Fruchtbarkeit nach einer Vasektomie. Dieser Eingriff ermöglicht es, den Samenleiter wieder zu durchgängig zu machen und somit die Zeugungsfähigkeit zurückzuerlangen. Im Folgenden erklärt Dr. Armbruster, wie der Eingriff abläuft, welche Erfolgschancen bestehen und worauf Patienten achten sollten.
myBody: Herr Dr. Armbruster, die Vasovasostomie beim Mann, auch Refertilisation, also das Rückgängigmachen einer Sterilisation, wird weltweit immer häufiger durchgeführt. Wie erklären Sie sich diesen Trend?
Dr. Armbruster: Sie haben Recht, dass die Anzahl der Refertilisierungen zunimmt. In Deutschland lassen sich ca. 50.000 Männer pro Jahr sterilisieren. Diese Zahl ist in den letzten Jahren relativ konstant geblieben. Die Refertilisierungen dagegen nehmen deutlich zu. Ca 6% der vasektomierten Männer wollen eine Refertilisation durchführen lassen. Der am häufigsten angegebene Grund ist eine Scheidung mit anschließend neuer Partnerschaft und daraus resultierendem erneuten Kinderwunsch.
myBody: Werden die Kosten des Eingriffes von den Krankenkassen übernommen oder muss der Patient diese selber tragen?
Dr. Armbruster: Genauso wie bei der Sterilisation werden die Kosten für

die Refertilisation von den Kassen nicht übernommen. Man hat aller- dings die Möglichkeit die Kosten als außergewöhnliche Belastungen in der Steuererklärung geltend zu machen. Abhängig vom Einkommen und Familienstand wird die Höhe der zumutbaren Belastung definiert. Alles was über diesem Betrag liegt kann abgesetzt werden.
myBody: Gibt es spezielle Voraussetzungen, die ein Patient erfüllen muss, um bei sich eine Refertilisation durchführen zu lassen?
Dr. Armbruster: Die Operation kann bei jedem sterilisierten Mann durchgeführt werden. Die Erfolgsaussichten, nach dem Eingriff eine Schwangerschaft auf natürlichem Weg zu erzeugen, ist allerdings von der Länge der zurückliegenden Sterilisation abhängig. Vor dem Einsatz der mikrochirurgischen Technik waren die Ergebnisse einer Refertilisation mit einer Schwangerschaftsrate von 5 bis 30% relative gering. Wenn man sich vorstellt, dass das Lumen des Samenleiters nur 0,3mm misst und eben diese Struktur mit der Gegenseite wieder vereint werden soll, ist diese Tatsache gut nachvollziehbar. Dank dem Einsatz moderner Operations- mikroskope liegt die Durchgängigkeitsrate nach einer Refertilisierung inzwischen bei ca. 90%, die Schwangerschaftsrate bei ca. 60%.
myBody: Wie ist nun der typische „Werdegang“ eines Patienten, der sich operieren lassen will?
Dr. Armbruster: Es erfolgt in der Regel zunächst ein unverbindliches Gespräch mit dem behandelnden Operateur. Hier kann der Patient all seine noch offenen Fragen stellen. Ist der Entschluss zur Operation gefallen, erfolgt das Aufklärungsgespräch, in dem der Arzt über die möglichen Risiken und Nebenwirkungen aufmerksam macht und letztendlich mit einer Unterschrift die Einwilligung des Patienten einholt. Zuletzt wird ein separater OP Termin vereinbart.

myBody: Müssen die Männer spezielle Vorbereitungen für die Operation treffen?
Dr. Armbruster: Es wird generell empfohlen, die Schambehaarung am Vortag mittels Rasur zu entfernen. Auf die Einnahme blutverdünnender Medikamente, z.B. Aspirin, sollte fünf Tage vor der Operation verzichtet werden.
myBody: Was muß nach der Operation beachtet werden?
Dr. Armbruster: Nach dem Eingriff sollte sich der Patient für ein paar Tage körperlich schonen. Leichte Arbeit wie beispielsweise Bürotätigkeiten können allerdings schon nach zwei bis drei Tagen wieder durchgeführt werden. Mit sportlichen Betätigungen hingegen sollte zwei bis drei Wochen pausiert werden. Wichtig wäre auch noch zu erwähnen, dass die Ausstellung einer Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung für die Refertilisation leider unzulässig ist.
myBody: Herr Dr. Armbruster, herzlichen Dank für das Gespräch.
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