Vasektomie ohne Nadel und Skalpell
Die moderne Sterilisationsmethode für den Mann
Eine Sterilisation beim Mann (Vasektomie) ist zurzeit der sicherste und effektivste Weg zur Geburtenkontrolle – und kann gänzlich ohne Skalpell durchgeführt werden, wie bei Dr. Stein in Florida und bei Dr. Marc Armbruster in seiner Kornwestheimer Praxis nahe Stuttgart. myBody befragte die Experten zu ihrer Methode der endgültigen Empfängnisver- hütung, die sich als sehr komplikations- und schmerzarm bewährt hat.
myBody: Herr Dr. Stein, Herr Dr. Armbruster, dass eine Vasektomie, also die Sterilisation beim Mann, durchaus Vorteile hat steht außer Frage. Aber wie viele Männer lassen sich tatsächlich sterilisieren?
Dr. Stein: Über 15 Millionen vasektomierte Männer haben wir in den USA, und jährlich kommen 500.000 dazu.
Dr. Armbruster: In Deutschland sind es etwa 50.000 Männer pro Jahr, die sich sterilisieren lassen.
myBody: Würden Sie sich wünschen, dass sich zukünftig noch mehr Männer zu diesem Schritt entscheiden?
Dr. Stein: Ich würde es begrüßen, denn ich bin ein absoluter Befürworter der Vasektomie. Man muss sich vorstellen, dass ganze 40 Prozent aller Schwangerschaften in Amerika ungewollt sind. Entweder weil andere Formen der Verhütung so häufig versagen oder weil speziell in unteren Bevölkerungsschichten der verantwortungsvolle Umgang mit Verhütungsmitteln fehlt. Wenn wir einem rasanten Bevölkerungswachstum keinen Einhalt gebieten, tun wir außerdem der Umwelt nichts Gutes. Die Städte, besonders ihre Vororte und Randgebiete, werden sich immer weiter ausdehnen, und das auf Kosten der Landschaft und unseres Lebensraumes. Aus meiner ökonomischen Haltung heraus, reise ich auch in Dritte-Welt-Länder – dort steigt die Bevölkerungszahl dramatisch an –, um auf die Sterilisation aufmerksam zu machen.
Dr. Armbruster: Ich denke, in Deutschland könnte man die Sterilisationsrate beim Mann auch deutlich steigern, wenn man mehr Aufklärungsarbeit betreiben würde. Dr. Stein beispielsweise wirbt an Highways in Florida mit riesigen Plakaten für die Vasektomie, was derzeit in Deutschland undenkbar wäre.
myBody: Welche operativen Techniken wenden Sie beide zur Durchführung einer Vasektomie an?
Dr. Stein: Der Begriff „Operation“ ist für die moderne Form der Vasektomie eigentlich nicht mehr angebracht. Denn heute kann eine Sterilisation beim Mann ganz ohne Skalpell auskommen – bei Dr. Armbruster und mir sogar ohne Skalpell und ohne Nadel. Es handelt sich dabei um die sogenannte No Needle-No Scalpel Vasektomie.
myBody: Skalpell- und Nadellos? Wie genau können wir uns das vorstellen?
Dr. Stein: Drei Schritte umfasst die etwa 15-minütige Behandlung: Erstens die Anästhesie, zweitens der Zugang zu den Samenleitern und zum Dritten ihre Durchtrennung. Bei der skalpell- und nadelfreien Sterilisation erfolgt die Betäubung der Hoden und des Samenleiters mit einem sogenannten Jet-Injektor, der durch Druck das Lokalanästhetikum auf und durch die Skrotalhaut (Haut am Hodensack) sprüht. Außer einem kurzem, möglicherweise unangenehmen Gefühl bemerkt der Mann davon nichts. Danach wird mit einem speziellen Instrument eine winzig kleine Hautöffnung gemacht, die wir mit einer Klemme auf etwa 5 mm aufspreizen, um so die Samenleiter freizulegen und sie durchtrennen zu können. Dann wird ein Samenleiterende mit einem speziellen Clip verschlossen. Letztlich liegen die Samenleiterenden in zwei verschiedenen Gewebsschichten und verhindern den Transport der Samenzellen vom Hoden in die Samenflüssigkeit.
Dr. Armbruster: Es gibt auch die Möglichkeit, die Samenleiterenden mittels Verödung zu blockieren und einen narbigen Verschluss herbeizuführen. Die Hautöffnung im vorderen Hoden ist übrigens so klein, dass sie nach Beendigung des Eingriffs nicht genäht werden muss.
myBody: Das klingt ja wirklich einfach, unkompliziert und schmerzfrei. Gibt es dennoch Männer, die vor der Behandlung Angst haben?
Dr. Stein: Einige machen sich tatsächlich Sorgen und müssen sich erst überwinden. Dafür habe ich folgendes Rezept: Ich lasse Sie eine Zeit im Wartezimmer verweilen und die anderen Patienten beobachten. Sie sollen sehen, wie schnell es geht und wie meine Patienten mit entspanntem Gesicht die Praxis verlassen.
myBody: Und wie sieht es mit Risiken aus? Sind Komplikationen bei der No Needle-No Scalpel Vasektomie völlig ausgeschlossen?
Dr. Armbruster: Natürlich birgt jeder medizinische Eingriff ein gewisses Risiko, Blutungen und Infektionen können auftreten. Dies beobachten wir aber bei der No Needle-No-Scalpel Vasektomie nur sehr selten.
myBody: Kommen wir zu einer Frage, die bestimmt zu einer der am häufigsten gestellten Fragen zählt: „Kann ich auch nach der Sterilisation weiterhin meinen Mann stehen?“. Ist die Sorge um die Manneskraft berechtigt?
Dr. Stein: Meine eigene Erfahrung nach einer Vielzahl von durchgeführten Behandlungen zeigt, dass vasektomierte Männer weder psychische noch körperliche Störungen zeigen. Das heißt, das Sexleben eines sterilisierten Mann wird in keinerlei Weise beeinflusst. Viele Männer berichten sogar von einer Verbesserung, da sie keine Angst mehr vor einer ungewollten Schwangerschaft haben müssen.
Dr. Armbruster: Sterilisation heißt ja auch nicht Kastration – auch wenn diese Vorstellung leider immer noch in manchen Köpfen herrscht. Aber denen sei gesagt: Die Männlichkeit eines Mannes bleibt nach der Sterilisation unverändert, denn mit einer Vasektomie wird nicht in den Hormonhaushalt eingegriffen. Dies gilt auch für die Erektionsfähigkeit und den Samenerguss. Im Ejakulat sind nach der Vasektomie lediglich keine Spermien mehr vorhanden; ansonsten ändert sich nichts. Eine kleine sexuelle Auszeit von etwa 7 Tagen könnte für den einen oder anderen die einzige Schattenseite des Eingriffs sein.
myBody: Kann man eigentlich nach dem Eingriff sofort auf weitere Verhütungsmittel verzichten?
Dr. Armbruster: Auf keinen Fall! Spermien können lange Zeit im Samenleiter überleben und sind daher noch Wochen oder sogar Monate später in der Samenflüssigkeit vorhanden. Aus diesem Grund werden einmal nach etwa 8 und dann nach 16 Wochen Analysen der Samenflüssigkeit durchgeführt, um den Anteil an Samenzellen zu überprüfen. Erst wenn die Proben frei von Spermien sind, ist der volle Schwangerschaftsschutz geboten.
Dr. Stein: Mit diesen Tests könnten wir auch eine sogenannte Rekanalisation feststellen. Dies bedeutet, dass trotz blockiertem Samenleiter, Spermien ihren Weg durch irgendeine Lücke in das Ejakulat finden und somit die Sterilisation erfolglos war. Diese Situation erleben wir aber nur in 1 von 1.000 Fällen.
myBody: Dann gibt es ja doch einiges zu beachten, wenn man(n) sich zu einer Sterilisation entschließt.
Dr. Stein: Das Aufklärungsgespräch ist deshalb ganz wesentlich. Der Mann sollte - im Idealfall mit seiner Lebensgefährtin oder Ehefrau - in die Praxis kommen und sich umfassend über den Sterilisationsvorgang aufklären lassen, d.h. über die Operationstechnik und mögliche Komplikationen nach dem Eingriff. Und natürlich über die Endgültigkeit des Eingriffs; auch wenn heute sehr gute Möglichkeiten zur Refertilisierung, also zum Rückgängigmachen der Sterilisation gibt. Der Mann sollte in jedem Fall fest hinter seiner Entscheidung stehen und einen Kinderwunsch zu 100 Prozent ausschließen können.
Dr. Armbruster: Wir lassen den Patienten im Vorfeld der Behandlung ein Aufklärungsformular unterschreiben, mit dem er bestätigt, dass er den Vorgang der Vasektomie sowie die potentiellen Risiken verstanden hat und seinen Entschluss zur Sterilisation ganz sicher gefasst.
myBody: Dr. Stein, Dr. Armbruster, haben Sie vielen Dank für Ihren Besuch und das interessante Gespräch!
Weiterführende Informationen
Sterilisation - Alle Fakten zur Sterilisation beim Mann
Sterilisation Kosten - Was kostet eine Vasektomie?
Refertilisierung - Kann man eine Vasektomie rückgängig machen?
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