Therapien für Angstpatienten
Expertengespräch zu Patienten mit Zahnarztangst
Viele Menschen erleben beim Gedanken an den Zahnarztbesuch starke Angstgefühle, die weit über ein normales Unbehagen hinausgehen. Diese Angst kann sich in Symptomen wie Schweißausbrüchen, Herzrasen oder sogar Panikattacken äußern und dazu führen, dass Betroffene jahrelang den Zahnarzt meiden. Dies kann jedoch schwerwiegende Folgen für die Zahngesundheit und die Lebensqualität haben. Im Expertengespräch mit Dr. Luckey wird beleuchtet, wie Zahnärzte diesen Patienten helfen können und welche speziellen Behandlungsmethoden zur Verfügung stehen, um den Besuch beim Zahnarzt für Angstpatienten zu erleichtern.
myBody: Herr Dr. Luckey, der Besuch beim Zahnarzt ist für viele Menschen mit Schweißausbrüchen, Herzrasen, Übelkeit und Panikattacken verbunden. Wie kann den Betroffenen geholfen werden?
Dr. Luckey: In Deutschland hat jeder siebte Angst vor dem Zahnarzt und leidet unter einem oder mehreren der genannten Symptomen. Viele Angstpatienten waren seit Jahren nicht beim Zahnarzt, sie putzen ihre Zähne nicht oder ernähren sich nur von breihaltiger Kost. Dies schränkt natürlich die Lebensqualität sehr ein.
Hat sich ein Angstpatient entschlossen eine Zahnarztpraxis aufzusuchen, sollten Arzt und Personal behutsam mit dem Patient umgehen und ihn nicht unter Druck zu setzen. Ein gutes Vertrauensverhältnis zwischen Patient und Arzt ist eine wichtige Grundlage für eine Behandlung. Es ist erforderlich den Grund für die Angst in Erfahrung zu bringen, um entsprechende Maßnahmen einzuleiten. Häufig reicht eine umfassende Aufklärung über die Behandlung und deren Ablauf aus, um die Angst zu minimieren.
myBody: Welche Behandlungsmöglichkeiten stehen Ihnen zur Verfügung?
Dr. Luckey: Wie bereits erwähnt, sollte der Arzt den Grund für die Zahnarztangst in Erfahrung bringen. Je nach Schwere und Indikation gibt es verschiedene Möglichkeiten. Bei einigen Angstpatienten reichen schon kleine ablenkende Maßnahmen. Viele Schmerzpatienten fühlen sich schon wohler, wenn sie während der Zahnbehandlung ihre Lieblingsmusik hören können. Des Weiteren stellen Beruhigungsmittel eine Alternative dar, um die Behandlung stress- und angstfrei zu gestalten. Je nach Stärke der Phobie kann die Einnahme pflanzlicher Beruhigungsmittel, z.B. Baldrian, schon ausreichen. Valium und Behandlungen in Vollnarkose sind weitere Möglichkeiten, um Zahnerkrankungen bei Oralphobikern zu therapieren.
myBody: Gibt es weitere Therapiemethoden für Angstpatienten?
Dr. Luckey: Selbstverständlich. Angstpatienten können auch von ihrer Phobie befreit werden, wenn der Eingriff schmerzarm gestaltet wird. Hier sind drei Maßnahmen denkbar. Bei Würgereiz oder Angst vor Spritzen kann Akupunktur helfen. Dadurch kann die Wahrnehmung des Patienten verändert werden, so dass der Schmerz weniger stark empfunden wird. Das Tenzgerät bietet die Möglichkeit Schmerzen bei längerer Behandlungs- dauer zu lindern. Dem Patient wird schwacher Strom angelegt, der körper- eigenes Morphin freisetzt, welches wiederum den Schmerz betäubt. Die zur Schmerzlinderung benötigte Stromstärke stellt der Patient selbst ein.
Eine dritte Methode ist der Einsatz der Carisolv-Therapie. Anstatt mit einem Bohrer die Karies zu entfernen, wird ein Gel auf die angegriffene Substanz aufgetragen. Der Zahnarzt kratzt die Karies dann mit einem Handinstrument ab. Sollten alle diese Maßnahmen nicht greifen, kann eine Psychotherapie helfen. Hypnose und Entspannungstechniken sind ebenfalls denkbar. Sie können die Anspannung mildern.
myBody: Entscheidet sich ein Angstpatient nun z.B. für eine Behandlung in Vollnarkose, wie verläuft diese dann?
Dr. Luckey: Der Vorteil der Vollnarkose ist, dass der Patient keine belastenden und unangenehmen Erinnerungen an die Zahnbehandlung haben wird. Der Patient muss zur Behandlung in Vollnarkose nüchtern erscheinen. Zudem benötigt er eine vom Internisten bescheinigte Narkosetauglichkeit. Die Dauer und Tiefe der Anästhesie richtet sich nach den Bedürfnissen und körperlichen Voraussetzungen des Patienten. Das Narkosemittel wird über die Armvene injiziert. Beginnt diese zu wirken, kann der Eingriff erfolgen. Die ersten 2 bis 3 Stunden nach der OP beobachten wir den Patienten in unserem Ruheraum, bevor wir ihn entlassen. Der Patient sollte von einem Angehörigen nach Hause begleitet werden.
myBody: Was können die Folgen von unbehandelten Zahnerkrankungen sein?
Dr. Luckey: Wird eine Zahnerkrankung nicht behandelt, kann diese sich verschlimmern und ausbreiten und die Zähne können absterben. Werden die Schmerzen dann mit entsprechenden Medikamenten oder Alkohol unterdrückt, besteht die Gefahr einer Abhängigkeit. Diese hat neben physischen auch psychischen Beeinträchtigungen zur Folge. Die Behandlung eines Angstpatienten kann ein sehr aufwendiger und langwieriger Prozess sein, der nicht nur vom behandelnden Arzt, sondern auch vom Patienten sehr viel Geduld erfordert.
myBody: Herr Dr. Luckey, vielen herzlichen Dank für das Gespräch!
Weiterführende Informationen
Zahnarztangst - Behandlungsmöglichkeiten bei Angst vorm Zahnarzt
Zahnarztangst Methoden - Von Hypnose bis Vollnarkose
Zahnästhetik – Informationen zu Zahnbehandlungen
Implantate – Das Wichtigste rund um Zahnimplantate
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