Status Quo der Venenmedizin Die Besonderheiten der CHIVA-Methode

Die moderne Venenmedizin hat in den letzten Jahren bemerkenswerte Fortschritte gemacht, insbesondere durch die Entwicklung minimal-invasiver Methoden, die den Patienten erhebliche Vorteile bieten. Ein herausragendes Verfahren ist die CHIVA-Methode, die sich durch den Erhalt der erkrankten Venen auszeichnet und eine sanfte Alternative zu herkömmlichen Eingriffen darstellt. Im Gespräch mit Dr. Wienecke, einem der wenigen Fachärzte in Deutschland, der diese Methode anbietet, werden die verschiedenen Möglichkeiten der Venenbehandlung erörtert und die besonderen Vorteile der CHIVA-Methode beleuchtet.

myBody: Sehr geehrter Herr Dr. Wienecke. Wie bei vielen operativen Eingriffen geht auch bei der Venenmedizin der Trend hin zu minimal-invasiven Methoden…

Dr. Wienecke: Das ist richtig. Die Patienten bevorzugen eine Methode zur Venenbehandlung, die ihnen eine Vollnarkose und längere Ausfallzeiten erspart, aber gleichzeitig optimale Ergebnisse liefert. Im Rahmen der Venenmedizin erfahren aktuell daher zum Beispiel die Sklerosierung-Methode, das Laser-Verfahren, die endoluminale Krampfaderbehandlung oder auch die CHIVA*-Methode großen Zuspruch.

myBody: Könnten Sie diese Verfahren kurz näher erläutern?

Dr. Wienecke: Das Grundprinzip der Sklerosierung besteht darin, ein Medikament in die behandlungsbedürftigen Venen zu injizieren, welches eine lokale Entzündung auslöst. Dadurch werden die betroffenen Venen nach und nach in Bindegewebe umgewandelt. Besonders geeignet ist die Sklerosierung bei Besenreisern, in bestimmten Fällen auch bei Krampfadern. Beim Laserverfahren werden hingegen sehr feine Besenreiser behandelt - mithilfe eines Laserstrahls. Hierzu wird in der Regel ein Diodenlaser verwendet, der die feinen Besenreiser durch die Haut hindurch verschweißen kann. Die endoluminale Krampfaderverödung ist ein sehr junges Verfahren zur Venenbehandlung, welches jedoch große Erfolge erzielt. Dabei wird eine erkrankte Vene von innen (endoluminal) verödet, indem eine dünne Energie abgebende Sonde in die Vene eingeführt wird.

myBody: Und last but not least, Ihr Favorit…

Dr. Wienecke: …die CHIVA-Methode. Dieses Verfahren hat, gegenüber den anderen Methoden, den Erhalt, teilweise sogar die Genesung der erkrankten Vene im Fokus. So wird mit kleinen Schnitten der Blutstrom in der erkrankten Vene derart modelliert, dass sich die Krampfadern zurückbilden, die Beschwerden behoben werden und die Vene ihre Funktion wieder wahrnehmen kann. Das ist ein unglaublicher Fortschritt im Bereich der Venenbehandlung.

myBody: Sie sind bislang einer der wenigen Fachärzte in Deutschland, der CHIVA anbietet. Was hat Sie überzeugt?

Dr. Wienecke: Das Besondere an der CHIVA-Methode ist, dass sie bei jedem Ausmaß von Krampfadern anwendbar ist und die Stammvenen bei dieser Prozedur erhalten bleiben. Stammvenen sind deswegen so extrem wichtig, da man sie beispielsweise als Spendervenen für Bypass-Operationen benötigt. Außerdem bietet die CHIVA-Methode gute Ergebnisse bei hohem Patientenkomfort. Diese und weitere Vorteile der CHIVA-Methode gegenüber anderen Verfahren wurden mittlerweile auch in mehreren wissenschaftlichen Studien nachgewiesen.

myBody: Sind die anderen Methoden zur Venenbehandlung in Ihren Augen dann überhaupt noch relevant?

Dr. Wienecke: Das sind sie durchaus. Denn wenngleich die CHIVA-Methode meiner Meinung nach in vielen Fällen die besten Ergebnisse erzielen kann, entscheiden das Krankheitsbild und die individuellen Voraussetzungen der Patienten letzten Endes über die Methodenwahl. Leiden die Patienten zum Beispiel unter Fettleibigkeit mit sehr tief unter der Haut liegenden Venen oder haben Probleme bei der Wundheilung ist das endoluminale Verfahren wesentlich besser geeignet als das CHIVA.

myBody: Bleiben wir an dieser Stelle bei den Patientinnen und Patienten: Wie kann jemand feststellen, ob er sich einer Venenbehandlung unterziehen sollte?

Dr. Wienecke: Mein Tipp: Achten Sie auf bestimmte Symptome. Fühlen sich etwa die Beine oft müde an, sind geschwollen oder jucken häufig? Haben Sie Hautveränderungen oder Hautverfärbungen z.B. im Knöchelbereich bemerkt? Zeichnen sich immer mehr Besenreiser an den Beinen ab? Treffen mehrere dieser Beschwerden zu, handelt es sich in der Regel um typische Begleitsymptome und ein Arztbesuch ist ratsam. An dieser Stelle noch ein Hinweis aus der Praxis: Krampfadern haben nichts mit Wadenkrämpfen zu tun - das Wort Krampfader leitet sich nicht von Krampf ab, sondern vom Wortstamm für „krumm, gebogen“.

myBody: Wenn ich nun vermute unter einer Venenerkrankung zu leiden - an wen wende ich mich? Reicht ein Besuch beim Hausarzt oder muss ich einen Spezialisten aufsuchen?

Dr. Wienecke: Qualifizierte Ansprechpartner für eine Venenbehandlung sind in der Regel Internisten, Allgemeinmediziner, Hautärzte oder andere Fachärzte mit der Zusatzbezeichnung Phlebologie. Ideal ist natürlich ein Gefäßchirurg, der sich auf Krampfadern spezialisiert hat und zudem ein guter Diagnostiker ist. Denn gerade moderne Operationsverfahren wie die CHIVA-Methode erfordern eine enge Verbindung zwischen Diagnostik und Therapie.

myBody: Herr Dr. Wienecke, haben Sie vielen Dank für das aufschlussreiche Gespräch.

Kurzprofil Dr. med. Holger Wienecke

Dr. med. Holger Wienecke ist Facharzt für Chirurgie und Gefäßchirurgie. Schwerpunktmäßig kümmert er sich vor allem um den Bereich Venenbehandlung, wobei er sich insbesondere auf die bisher wenig verbreitete CHIVA-Methode spezialisiert hat. Dr. Wienecke ist Mitglied der „Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie“ sowie der „Deutschen Gesellschaft für CHIVA“ und hält regelmäßig Vorträge zu den Themen Wundmanagement und Venenleiden.

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CHIVA ist die französische Abkürzung für „Cure Conservatrice et Hémodynamique de l'Insuffisance Veineuse en Ambulatoire“: ambulante, blutflusskorrigierende Behandlung der Krampfadern).

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