Weisheitszahn-OP Der Weisheitszahn muss raus
Wann und warum sollte man Weisheitszähne ziehen lassen
Zu den häufigsten – und am meisten gefürchteten – Operationen in der Zahnarztpraxis gehört die Entfernung von Weisheitszähnen. Wann und warum Experten empfehlen, einen Weisheitszahn zu ziehen, und warum die Angst vor der Operation oft unbegründet ist, erläutert der Experte für Oralchirurgie, Dr. Christian Lamest im Interview mit der myBody-Redaktion.
myBody: Herr Dr. Lamest, ein Leser hat uns neulich geschrieben: „ Bei meiner Tochter sollen alle vier Weissheitszähne entfernt werden. Sie hat panische Angst vor der Operation. Dabei ist der Weissheitszahn unten rechts noch gar nicht durchgekommen. Muss das wirklich sein?“
Dr. Lamest: Also, da werden ja gleich mehrere Aspekte auf einmal angesprochen. Ich fange mal mit der Frage an, ob ein Weisheitszahn entfernt werden soll, obwohl er noch gar nicht ganz durchgebrochen ist: Bevor der Arzt eine Extraktion der Weisheitszähne empfiehlt, wird grundsätzlich der Kiefer begutachtet. Wenn dabei herauskommt, dass Anzahl und Größe der Zähne nicht zu der Kiefergröße passen, dass also nicht ausreichend Platz vorhanden ist, kann ein Weisheitszahn durchaus schwerwiegende Probleme verursachen. Aufgrund des Platzmangels kann er nämlich gar nicht ganz durchbrechen. Er bleibt im Kiefer stecken, kann sich verkeilen, eine Schieflage einnehmen und zu Verschiebungen der gesamten Zahnreihe führen. Außerdem besteht bei teilweise durchgebrochenen Weisheitszähnen das große Risiko, dass sich ausgedehnte Zysten mit Entzündungen bilden. Wenn also absehbar ist, dass der Weisheitszahn sich nicht ausreichend ausbilden kann, sollte er rechtzeitig entfernt werden.
myBody: Was heißt rechtzeitig? Gibt es im Wachstumsprozess der Weisheitszähne einen besonders günstigen Zeitpunkt?
Dr. Lamest: Den gibt es. Wenn die Zahnkrone ausgebildet, die Zahnwurzeln aber noch nicht mineralisiert sind, ist der beste Zeitpunkt für eine Extraktion. Denn dann ist der Zahnkeim, aus dem sich später der Weisheitszahn vollständig entwickelt, noch nicht fest im Knochen verankert und kann bedeutend leichter entfernt werden. In den meisten Fällen ist das zwischen dem 14. und 16. Lebensjahr der Fall. Je länger man wartet, umso größer wird die Gefahr, dass sich rund um den Weißheitszahn unbemerkt schon Zysten oder Vereiterungen gebildet haben.
myBody: Und dann steht die allseits gefürchtete Operation an. Ist die wirklich so schlimm?
Dr. Lamest: Nun, es stimmt, dass die meisten Patienten Angst oder zumindest ein äußerst mulmiges Gefühl bei dem Gedanken an die Entfernung der Weisheitszähne haben. Wenn die Operation allerdings von einem erfahrenen Chirurgen durchgeführt wird, ist diese Angst meist unbegründet. Neben der richtigen Technik – das heißt: Wie eröffne ich das Operationsgebiet? Wie lockere ich die Weißheitszähne? Wie kann ich ihn möglichst schonend und atraumatisch entfernen? – und einer möglichst kurzen OP-Dauer legen wir auch besonderes Augenmerk auf die Schmerzvermeidung. Hierfür stehen verschiedene Betäubungsmöglichkeiten, von der örtlichen Betäubung über den Dämmerschlaf bis zur Vollnarkose, zur Verfügung. Wenn all das beachtet wird, verläuft die Operation in der Regel komplikationsfrei und um ein Vielfaches schmerzärmer als allgemein angenommen.
myBody: Wie lange dauert denn das Entfernen der Weisheitszähne?
Dr. Lamest: Das hängt zum einen von der Lage des Zahnes ab, zum anderen aber auch von der Erfahrung bzw. Routine des behandelnden Chirurgen. Vor allem im Oberkiefer können Weisheitszähne oft ganz normal, wie andere Backenzähne auch, gezogen werden. Der Eingriff dauert dann in der Regel nicht länger als 10-15 Minuten. Im Unterkiefer kann es manchmal etwas schwieriger sein, weil der Knochen dort wesentlich kompakter ist.
myBody: Im Fall unseres Lesers sollten gleich vier Weisheitszähne auf einmal gezogen werden. Ist das nicht eine zu große Belastung?
Dr. Lamest: Nein. Wenn für alle Weisheitszähne eine Extraktion angezeigt ist, empfehlen wir, dies auch im Rahmen einer einzigen Operation durchführen zu lassen. Das hat den Vorteil, dass Patienten sich nur einmal auf den Eingriff vorbereiten müssen und nach ca. einer Woche Abheilungsphase die ganze Angelegenheit erledigt ist. Allerdings würde ich in einem solchen Fall – vor allem bei ängstlichen oder schmerzempfindlichen Personen – zu einer Vollnarkose raten.
myBody: Eine letzte Frage: Zahlt die Krankenkasse die Weisheitszahn-OP?
Dr. Lamest: Die Extraktion der Weisheitszähne wird in jedem Fall von den Krankenkassen bezahlt, schließlich handelt es sich dabei ja um einen medizinisch notwendigen Eingriff. In der Regel ist aber nur eine örtliche Betäubung mit inbegriffen. Das heißt, Patienten, die für die Entfernung ihrer Weisheitszähne eine weitreichendere Anästhesieform wünschen, sollten dies vorab mit ihrer Krankenkasse besprechen.
myBody: Herr Dr. Lamest, haben Sie vielen Dank für das interessante Gespräch.
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