Warum Schönheits-OPs? Motivation für eine Beauty-OP
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Die Ästhetisch-Plastische Chirurgie hat an Exotik verloren. Lange Zeit war sie zum einen ein gut gehütetes Geheimnis, zum anderen meist Stars und Sternchen vorbehalten und insgesamt erschien sie dem ein oder anderen nicht so recht salonfähig.

Doch diesen Nimbus hat sie längst hinter sich gelassen und feiert heute jährliche Zuwachsraten, die sich sehen lassen können. Es wird gestrafft, geliftet, gefüllt oder abgesaugt, was nicht zum eigenen Selbstbild passen will oder schon immer als störend empfunden wurde. Liposuktionen, Brustvergrößerungen und Lidstraffungen werden dabei am häufigsten durchgeführt. Im Fernsehen, auf Social-Media-Kanälen und in der Hochglanzpresse wird stetig über ästhetische Eingriffe berichtet, Ergebnisse werden gezeigt, Patienten interviewt. Und dies alles geschieht mit einer Offenheit, die noch vor 10 Jahren undenkbar gewesen wäre. Erleben wir heute den Arzt als wunscherfüllenden Körper- und Gesichtsdesigner und uns Patienten als stets beflissen, das aktuell geltende Schönheitsideal zu erreichen?

Motivationen für eine Schönheits-OP

Ganz so einfach ist es nicht. Tatsächlich wurden bereits Anfang 1999 und 2000 die ersten Studien über die Beweggründe für einen ästhetischen Eingriff erhoben (Kluge et al., 1999; Kluge & Sonnenmoser, 2001a/ 2001b). Dabei nannten die mehr als 1.400 Befragten folgende Motivationen:

  • die Reduzierung von Minderwertigkeitskomplexen
  • die Erhöhung des Selbstwertgefühls
  • starke Orientierung an Schönheitsidealen

Frauen waren dabei in verschiedener Hinsicht in der Überzahl. Bei der Frage, ob schon eine Schönheitsoperation durchgeführt wurde, waren sie überrepräsentiert. Bei der Frage, ob sich die Befragten einen Eingriff vorstellen können, ebenso. Statistisch signifikant beschäftigen sich Frauen also deutlich mehr mit dem Thema und sind auch eher bereit, den Überlegungen Taten folgen zu lassen.

Lässt sich daraus schließen, dass Frauen eher kritischer mit ihrem Körper und eventuellen Makeln umgehen? Sicher ist, dass die starke Orientierung an Schönheitsidealen deutlich zugenommen hat und damit der Druck auf Frauen wächst. Der perfekte Körper ist für viele zugleich Wunschziel und Statussymbol. Gerade in kritischen Lebensphasen wie der Pubertät oder der Menopause hadern Frauen mit den damit einhergehenden körperlichen Veränderungen. In einer Gesellschaft, die zum einen ewig jung bleiben möchte und zum anderen makellose Schönheit verehrt, gilt das umso mehr.

Tell me why, tell me why!

So begründen die Leser*innen von myBody.de ihren Wunsch nach einer Schönheits-OP (Mehrfachnennungen waren möglich):

  • 51 % für mehr Lebensqualität
  • 37 % um das alte Aussehen zurückzugewinnen
  • 32 % um einem Schönheitsideal zu entsprechen
  • 16 % um anderen besser zu gefallen

Der Eindruck bestätigt sich also: 32 % der 1.000 Befragten gaben an, dass sie ihrem Schönheitsideal näherkommen möchten. Ebenso viele wünschen sich, natürliche körperliche Veränderungen umzukehren und über die Hälfte antwortete, dass sie sich von dem Eingriff mehr Lebensqualität erhoffen.

Grundsätzlich lassen sich demnach zwei wesentliche Motivationen feststellen: Erstens die Perfektionierung körperlicher Gegebenheiten, die subjektiv als unschön empfunden werden, und zweitens die Beseitigung altersbedingter Veränderungen. Dass eine gesteigerte Attraktivität auch unterstützend bei Job-, Partnersuche und sozialem Aufstieg oder Lebensqualität sein kann, mag zusätzlicher Ansporn sein. Denn wie schon Arthur Schopenhauer wusste, ist „Schönheit ein offener Empfehlungsbrief, der die Herzen im Voraus für uns gewinnt.“

Realität und Fiktion

Haben Schönheitsoperationen also einen positiven Einfluss auf unsere Psyche? Auch hier bringt die obige Studie Licht ins Dunkel. Diejenigen, die sich bereits ihrer Wunschoperation unterzogen hatten, waren insgesamt zufriedener mit ihrem Körper. Sie waren jedoch nicht so zufrieden wie die Befragten, die keinerlei Interesse an einer Schönheitsoperation zeigten. Begründet wurden diese Ergebnisse mit der veränderten Körperwahrnehmung. Dadurch, dass die OP einen Makel beseitigt hat, wird dem Patienten ein Gefühl der Kontrolle über sein Aussehen gegeben. Der Körper wird damit insgesamt weniger als „Feind“ wahrgenommen, eine größere Zufriedenheit mit dem eigenen Aussehen stellt sich ein, die natürlich auch nach außen abstrahlt.

Eine andere Untersuchung aus 2013 bestätigt ähnliche psychologische Effekte. Die Wissenschaftler verglichen 544 erstmals operierte Patienten mit zwei weiteren Gruppen: einerseits mit 264 Personen, die sich eine Schönheitsoperation wünschten, diese aber nicht durchführten; andererseits mit rund 1.000 Menschen aus der Allgemeinbevölkerung, die sich nie für eine solche Operation interessierten. Neben offenen Fragen standen zehn Standardziele zur Auswahl, unter anderem auch zwei offenkundig unrealistische: „Alle meine Probleme werden gelöst“ und „Ich werde ein völlig neuer Mensch“. Dabei gaben immerhin 12 % der Befragten diese unrealistischen Standardziele als die Ziele an, welche sie mit der OP verfolgten. Im Vergleich zu denjenigen, die sich gegen eine Schönheitsoperation entschieden hatten, fühlten sich die operierten Patienten gesünder, waren weniger ängstlich, entwickelten mehr Selbstwert und fanden besonders das operierte Körpermerkmal und den Körper allgemein attraktiver. Dieses Ergebnis ist konstant und verifizierbar für den Nachbeobachtungszeitraum der Studie von einem Jahr. Was danach kommt, ist unklar. Hält die Zufriedenheit an? Stechen andere Makel nun mehr ins Auge? Ist die Hürde, noch eine OP zu wagen, geringer als beim ersten Mal?

Auf das Ziel kommt es an

Patienten, die über eine Operation nachdenken, sollten vorab ehrlich mit sich selbst ins Gericht gehen. Schließlich handelt es sich um Eingriffe, die auch erhebliche Risiken aufweisen können und daher nicht auf die leichte Schulter genommen werden sollten. In der Regel sind sie zudem nicht reversibel. Gute Fragen sollten sich daher mit dem Auslöser und den Zielen für eine solche OP befassen. Diese könnten beispielsweise lauten:

  • Handelt es sich um einen ureigenen Wunsch oder ist das Umfeld der treibende Faktor?
  • Welche Erwartungen gehen mit dem Eingriff einher?
  • Was soll sich dadurch in meinem Leben verändern?
  • Sind diese Vorstellungen tatsächlich realistisch oder mache ich mir selbst etwas vor?
  • Inwiefern kann mein behandelnder Arzt meinen Wunsch nachvollziehen?
  • Steht das Risiko für mich persönlich (und nicht nur medizinisch) im Verhältnis zum zu erwartenden Erfolg?

Auch eine Vertrauensperson kann neben dem Arzt helfen, Erwägungsgründe kritisch zu hinterfragen. So lässt sich neben der medizinischen Machbarkeit auch die nicht zu unterschätzende psychologische Seite vorab klären.

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