Schönmacher
Ein Beauty-Doc spricht über Patientenwünsche, Trends und seinen Alltag
Wir leben in Zeiten, in denen alles möglich zu sein scheint – und alles Mögliche optimiert werden kann. Wir haben mit einem renommierten Schönheitschirurgen über Wünsche, deren Entsprechungen und eine schönheitsbetonte Branche gesprochen.
Dr. Christian Fitz leitet die Klinik auf der Karlshöhe in Stuttgart und praktiziert seit über 17 Jahren als Ästhetisch- Plastischer Chirurg.
Wie stehen Sie zu ungewöhnlichen Schönheitseingriffen, wie zum Beispiel zum Hype um das Aufspritzen von Brustwarzen?
Natürlich spalten sich hier die Meinungen. Unser Bereich ist teilweise sowieso schon umstritten. Deswegen ist es für mich umso wichtiger, sich nicht noch weiter aus dem Fenster zu lehnen. Meiner Meinung nach sollte ein Chirurg keine Behandlungen machen, die der Großteil für unsinnig hält. Er sollte sich auf das Spektrum konzentrieren, welches anerkannt ist und gut und häufig gemacht wird. So hält man das Komplikationsrisiko so klein wie möglich.
Heute vs. vor 15 Jahren: Wie haben sich die Patientenwünsche verändert? Hat sich die Altersstruktur gewandelt? Was war früher gefragt und wohin geht der Trend heute?
Klar, in den Jahren hat sich tatsächlich etwas geändert. Als ich angefangen habe, waren viele Patienten gar nicht so gut informiert. Heutzutage wissen viele über Youtube-Videos, Infoplattformen und Websites über Ablauf und Risiken Bescheid. Tendenziell holen Patienten die Meinung mehrerer Ärzte ein.
Nach meiner Erfahrung hat sich das Behandlungsalter gesenkt. Das kann man sich mit den gestiegenen Finanzierungsmöglichkeiten durch spezielle Dienstleister erklären. Außerdem ist die Hemmschwelle gesunken und der Umgang mit Schönheitsoperationen ist offener.
Wenn man die Trends bei der Brustvergrößerung – eines meiner Steckenpferde – vergleicht, fällt auf, dass die implantierte Menge stark zugenommen hat. Früher waren 250 oder 300 ml üblich, 340 ml schon fast die Obergrenze. Heute fängt es hier in der Regel erst an, 450 bis 500 ml sind keine Seltenheit. Früher waren die Brüste eventuell doch etwas zu klein, heute sagt sich die Frau „lieber etwas größer, bevor ich mich später ärgere“. Wenn die Proportionen stimmen, abhängig von der Brust-Basisbreite und der Körpergröße, dann sehen 500 ml gar nicht mehr so groß aus.
Für Außenstehende ist es schwer nachzuvollziehen, was man selbst als Makel empfindet. Nehmen wir an, es kommt ein Patient zu Ihnen, der bereits eine markante Gesichtskontur hat, aber noch mehr will. Raten Sie ihm vom Eingriff ab, weil er Ihrer Meinung nach nicht nötig ist?
Ehrlichkeit schreibe ich groß und stelle diese Überzeugung über den Umsatz. Es ist aber auch wichtig, den Patienten ernst zu nehmen. Zusammen mit ihm schaue ich mir daher zunächst seinen Befund an und gebe meine ehrliche Fachmeinung dazu ab. Ich erkläre ausführlich, warum das jetzige Aussehen in meinen Augen passt und kläre dabei auch über Nachteile und Komplikationen auf, die mit dem gewünschten Eingriff verbunden wären. Bei 95 % der Patienten, die derartige Wünsche antragen, führt dieses Gespräch dazu, dass sie von dem Wunsch nachlassen. Ihre nachträgliche Dankbarkeit zeigt oft, dass ich richtig gehandelt habe.
Fragen Sie dann auch nach den Beweggründen für den Patientenwunsch?
Ja, die Hintergründe sind mir wichtig. Anfangs versuche ich immer, eine persönliche Basis aufzubauen, damit der Patient sich wohler fühlt und die Aufregung ablegen kann. Dann führe ich ein allgemeines Gespräch über die Auslöser und die Beweggründe, wobei es auch Ausschlusskriterien gibt. Schließlich ist es eine andere Dimension, wenn man seit Jahren unter etwas leidet und sich sichtlich gestört fühlt, als wenn man sagt: „Eine Prominente hat so ein Kinn, das will ich jetzt auch.“
Kommen viele mit einem Foto zu Ihnen und sagen "Ich würde gerne so aussehen" oder "Genau diese Nase möchte ich haben"?
Im Brustbereich kommen tatsächlich viele Patientinnen mit Bildern auf ihrem Handy, und zeigen mir, wie sie sich das Ergebnis vorstellen oder wie es auch gar nicht aussehen soll. Meistens sind die Bilder von dem Wunschbusen jedoch nicht zu 100 % zu interpretieren, weil sie häufig noch von einem BH oder Bikini bedeckt sind, der die Brüste verschiebt. Die Bilder sind insofern hilfreich, als dass sie mir als grobe Orientierung des Wunsches dienen. Letztendlich steht allerdings der Körper der Patientin mit seinen individuellen Möglichkeiten im Vordergrund.
Kommt es vor, dass Sie am Wochenende durch die Stadt spazieren und sich dabei erwischen, wie Sie Leute beobachten und darüber grübeln, was sie haben machen lassen? Oder was man machen sollte?
Also es ist nicht so, dass das mein Hobby ist, aber es kommt schon sporadisch vor. Wenn neben mir jemand eine Frau sieht und sagt: „Die hat riesige Brüste. Das kann nicht echt sein“, dann schaue ich natürlich genauso hin – und weiß vielleicht noch einen Tick mehr darüber. Aber es gibt schon auch Momente, in denen eine Person mit sehr voluminösen Schenkeln vor mir läuft und ich weiß, dass sie mit einem relativ kleinen Eingriff zum Beispiel eine ganz andere Hosenpassform hätte und dadurch mehr Lebensqualität gewinnen würde. Aber ich gehe nicht hin und spreche sie an (lacht).
Vielen Dank für die spannenden Einblicke, Dr. Fitz!
Dieser Artikel ist in mabelle 1/19 erschienen
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