Beauty on the rocks
Was Kälte für die Schönheit tun kann

Mit den fallenden Temperaturen steigt auf scheinbar magische Weise das Verlangen nach heißer Schokolade, Kuscheldecken und gemütlichem Netflixen – bloß der Kälte entfliehen! Dabei wäre die kühle Luft genau jetzt ein ganz besonderer Beauty- und Gesundheits- Booster.
Heizungsluft trocknet die Haut aus, lässt den pH-Wert steigen und verursacht trockenes, glanzloses Haar. Kurze Temperaturreize können dem entgegenwirken und machen nicht nur munter, sondern verbessern auch langfristig die Elastizität von Haut und Gefäßen und machen das Immunsystem fit.
Gezielte oder umfassende Kühlung?
Man unterscheidet in der Medizin zwischen lokalen Kälteimpulsen und der Abkühlung des gesamten Organismus. Bei der lokalen Kryotherapie wird durch Auflegen oder Bedampfen eine Fläche gezielt heruntergekühlt. Durch den Kältereiz ziehen sich Poren und Blutgefäße zusammen, im nächsten Moment weiten sie sich wieder. Danach ist der Sauerstofftransport im Blut erhöht, das Blut zirkuliert besser, die Talgproduktion wird angeregt. Diesen Effekt nutzen zum Beispiel Kältekompressen oder Kryofacials. Kälte kann aber auch zerstörerisch sein. Extreme Minusgrade können Zellen und Gewebe irreversibel schädigen, eine Eigenschaft, der sich beispielsweise Kryolipolyse oder Vereisungsverfahren bedienen.
Die Ganzkörper-Kältetherapie nutzen Mediziner etwa nach einem Herzstillstand: Bei reanimierten bewusstlosen Menschen ist die Sauerstoffversorgung des Gehirns um 50 Prozent vermindert – das Gehirn benötigt aber weiterhin eine volle Sauerstoffzufuhr. Durch die Abkühlung des Körpers wird der Bedarf gedrosselt, Angebot und Nachfrage werden einander angeglichen. Kryotherapien gibt es mittlerweile in vielen Varianten, in Medizin, Physiotherapie, Wellness- und Schönheitsindustrie. Das sind die wichtigsten:
Gesicht
Um Narben, Pigmentflecken und Falten zu mildern oder die Hautqualität insgesamt zu verbessern, wird beim Kryofacial bis zu –180°C kalte Luft über das Gesicht gepustet. Durch den plötzlichen Reiz kommt es zu einer kurzzeitigen Gefäßverengung (Vasokonstriktion), die Haut wirkt sofort straffer, praller, vitaler. Langfristig kann die Kältetherapie die Elastizität der Haut verbessern, die Kollagenproduktion ankurbeln und Falten minimieren. Es muss nicht immer das Stickstoff- Fass beim Profi sein, Kälte gibt es auch ganz umsonst zu Hause. Etwa in Form von kühlenden Augenmasken, Wechselduschen, Pflegeprodukten aus dem Gefrierschrank oder eisgekühlten Massage-Tools. Ganz wichtig beim Heimgebrauch: Es sollte nicht wehtun! Darum nicht zu lange auf einer Stelle verweilen und bei sehr kalten Tools vielleich

Körper
Fast 80 Prozent der Energie verwendet der Körper darauf, die Körpertemperatur konstant zu halten. Die braunen Fettzellen wandeln Kalorien in Wärme um. Frieren zum Fettabbau? Das scheint zu funktionieren, sowohl Models als auch Spitzensportler schwören auf moderne Kältekammern. Drei Minuten lang wird der Körper darin einer Temperatur von –110 bis –150°C ausgesetzt. Auf die extremen Reize reagiert der Stoffwechsel und mobilisiert Fettreserven, um das Absinken der Körpertemperatur zu verhindern. Neben der Fettreduktion verspricht die Kältekammer eine Straffung des Bindegewebes, Lösung von Verspannungen, positive Effekte auf Prellungen oder Zerrungen und eine Stärkung des Immunsystems.
Zerstörerische Temperaturen
Kälte als Fettkiller: Die Kryolipolyse nutzt die Tatsache, dass Fettzellen sehr empfindlich auf Kälte reagieren. Die Haut (und das Unterhautfett) eines Körperareals wird mit einem speziellen Aufsatz angesaugt und auf 0–2,5°C heruntergekühlt. Die Fettlipide kristallisieren und zerstören durch die spitzen Strukturen ihre eigene Zellmembran. Innerhalb weniger Wochen transportiert der Körper die zerstörten Fettzellen ab und scheidet das freigesetzte Fett aus. Die Methode eignet sich zur Behandlung spezifischer lokaler Fettposter, hat aber keinen ganzheitlichen Abnehmeffekt.
Warzen und wulstige Narben sind Geschwulste der Haut. Beides kann mittels Vereisung behandelt werden. Bei Warzen tupfen Dermatologen flüssigen Stickstoff auf die betroffenen Stellen. Bei der Verdunstung entsteht eine extreme Kälte, sie schädigt die oberste Hautschicht, die Warze wird von Mal zu Mal flacher. Bei der Vereisung von sogenannten hypertrophen Narben und Keloiden kann die Kälte über eine Sonde direkt in das wuchernde Narbengewebe geleitet werden. Das kranke Gewebe wird von innen heraus geschädigt und der Körper ersetzt es durch gesunde Bindesgewebszellen.
Dieser Artikel ist in mabelle 4/19 erschienen
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