Brustvergrösserung Implantatformen und -größen

Expertengespräch mit Dr. med. Timo Bartels über die Bedeutung der richtigen Planung von Implantatform und -größe für ein ästhetisches Ergebnis einer Brustvergrößerung

Ziel einer richtigen Planung sollte es sein, eine ideale Brustform und -größe durch die Kombination aus der optimalen Technik und den passenden Implantaten zu erreichen. Dr. Timo Bartels erklärt den komplexen Prozess der richtigen Implantatwahl stets in Anbetracht der jeweiligen Körpersituation der Patientin im ausführlichen Gespräch mit mybody.

Sind Implantate beliebig einsetzbar?

myBody: Können Implantatgrößen und –formen beliebig eingesetzt werden? - Was ist bei der Auswahl von Implantaten im Allgemeinen zu beachten?

Dr. Bartels: Nein. Entscheidend sind die anatomischen Voraussetzungen der Patientin. Hierfür muss die Breite und Höhe der natürlichen Brust ermittelt werden sowie die natürliche Gewebedicke und die Hautelastizität. Nur unter Berücksichtigung dieser Faktoren kann über die geeignete Größe und Implantatform entschieden werden. In Relation bedeutet dies, dass aus etwa 270 möglichen Implantaten eines Herstellers am Ende der Beratung rund 8 sinnvolle Implantate übrig bleiben.

Wird jeder Wunsch erfüllt?

myBody: Müssen Sie einigen Ihrer Patientinnen von ihrer Wunschbrustgröße abraten? Weshalb?

Dr. Bartels: Ja, denn Größe ist nicht alles! Wenn der Wunsch mehr Volumen verlangt, als die Haut in der Lage ist ästhetisch sicher zu beherbergen, dann rate ich nicht nur davon ab, sondern lehne den Eingriff ab. Mögliche Konsequenzen, die sich bei zu großen Implantaten ergeben können - immer bezogen auf die jeweiligen anatomischen Voraussetzungen - sind unerwünschte Deformitäten. Der Klassiker dabei ist das sogenannte Double Bubble Phänomen - eine Doppelkonturierung der Brust.

Gibt es Tendenzen bei schlanken Frauen?

myBody: Welche Implantatform empfehlen Sie tendenziell bei sehr schlanken Frauen? Wieso?

Dr. Bartels: Die Tendenz bei sehr schlanken Patientinnen mit wenig eigenem Brustdrüsengewebe geht in der Regel zu Gunsten eines anatomischen Implantats, da der Übergang im Dekolleté zumeist sanfter ist. Ausnahmen sind aber auch hier möglich.

Welche Implantatformen gibt es?

myBody: Welche Implantatformen gibt es und welchen Effekt haben diese auf die Brustform wenn man von einer kleinen straffen Brust ausgeht?

Dr. Bartels: Die modernen Implantate unterscheiden sich in zwei Grundformen: die runde Form, mit dem Volumenmaximum im Implantatzentrum und die anatomische Form, auch Tropfenform genannt, mit dem Volumenmaximum im unteren Implantatdrittel. Bei letzterer erfolgt noch eine feinere Unterteilung in längsovale, rundbasige und querovale Implantate.

Ziel sollte immer sein, die Anatomie mit der Implantatform so aufeinander abzustimmen, dass sich beide perfekt ergänzen, wie das Räderwerk in einer mechanischen Uhr.

Bei einer Frau mit kleiner, straffer Brust, wären zumeist beide Implantatformen möglich. Das runde Implantat liefert dabei etwas mehr Volumen im oberen Brustbereich, das anatomische Implantat den diskreteren Übergang und die bessere Projektion der Brustwarze.

Über oder unter dem Brustmuskel?

myBody: Wann wird das Brustimplantat unter den Brustmuskel gesetzt?

Dr. Bartels: Mittlerweile gibt es eigentlich kaum noch Indikationen für eine Lage vor dem Brustmuskel, so dass ich 99% der Implantate unter dem großen Brustmuskel platziere. Da auch dort verschiedene Techniken, mit unterschiedlichen Nebeneffekten verbunden sind, muss man die Lage weiter konkretisieren. In meinen Händen hat sich die sogenannte Dual Plane Technik des Schweden Per Heden, als besonders zuverlässig erwiesen. Hierbei reitet der Muskel über dem Implantat, harmonisiert den Übergang, insbesondere im Dekolleté, bei minimaler Tendenz der Brustmitbewegung unter muskulärer Anspannung ( z.B. beim Sport). Ferner belegen die Statistiken deutlich, dass die Lage vor dem Brustmuskel eine höhere Wahrscheinlichkeit für die Ausbildung einer Kapselfibrose birgt.

Welche Lage empfehlen Sie?

myBody: Welche Lage des Implantats empfehlen Sie in der Regel oder ist das in jedem Fall abhängig von den körperlichen Voraussetzungen und Wünschen der Patientin?

Dr. Bartels: In den allermeisten Fällen empfehle ich die Dual Plane Technik, da für mich die Vorteile klar ersichtlich sind und es Ergebnisse aus Schweden gibt die seit vielen Jahren gut dokumentiert und auf Kongressen wiederkehrend, mit großem Erfolg, vorgestellt werden.

Die Lage vor dem Brustmuskel ist dennoch weiterhin verbreitet und für ausgewählte Patientinnen auch die Methode der Wahl.

Was ist eine Projektion?

myBody: Was ist eine Projektion und wie viele Projektionstypen gibt es unabhängig vom Implantathersteller ganz generell?

Dr. Bartels: Die Implantatgröße bemisst sich aus zwei Größen: der Bodenplatte und der Menge des auf dieser Bodenplatte aufgebrachten Silikons, sprich der Implantatdicke. Die Projektion ist damit die Einteilung in verschiedene Implantatdicken, bei gleicher Bodenplattengröße. Die meisten Implantatfirmen haben mindestens 4 Typen: flache Implantate, mittelhohe Implantate, hohe Implantate und welche mit extrahoher Projektion. Ein guter bildlicher Vergleich ist der eines Hauses: Ein eingeschossiges Haus wäre in dem Fall ein flaches Implantat, ein zweigeschossiges Haus ein mittelhohes Implantat und so weiter.

Welche Funktion haben Projektionen?

myBody: Wozu gibt es unterschiedliche Projektionstypen? Was kann mit den verschiedenen Projektionen erreicht werden?

Dr. Bartels: Bei der Patientenvermessung wird zunächst der Durchmesser und die Form der möglichen Implantatgrundplatte bestimmt: rund, hochoval, queroval und die Bemaßung. In Abhängigkeit des Patientenwunsches und des vorhandenen Hautmantels bestimmt sich dann die Projektion, sprich die dicke des Implantates. Beides zusammen, Grundplatte x Dicke, ergibt dann das Volumen des Implantates und damit die eigentliche Größe.

Neben der Festlegung des Implantatvolumens, eignen sich unterschiedliche Projektionsformen der anatomischen Implantate gut zur Anhebung des Brustwarzenkomplexes, falls dieser eher tief, d.h. im unteren Brustdrittel liegt. Ferner können durch die Wahl anatomischer Implantate mit geeigneter Projektion, Brustkorbanomalien teils ästhetisch mit ausgeglichen werden. Dieses ist z.B. bei einer Trichter oder Kielbrust sinnvoll.

Was ist eine Implantatbasis?

myBody: Was ist eine Implantatbasis und welche Rolle spielt die Implantatbasis bzw. ihr Durchmesser bei der Entscheidung für ein Implantat?

Dr. Bartels: Unter der Implantatbasis versteht man die Breite und Höhe des Implantates bezogen auf dessen Bodenplatte.

Die Basis sollte sich an der vorgegebenen Anatomie orientieren, damit die Implantatform die Brustform ästhetisch unterstützt und das Implantat gut zu verbergen ist. Wird die Implantatbasis deutlich zu groß gewählt, wird ein natürliches Ergebnis zumeist nicht möglich sein.

Was sollte bei Asymmetrien beachtet werden?

myBody: Was ist in Sachen Brustasymmetrie im Hinblick auf die Form, Größe und Projektion der Implantate zu beachten? Ab wann ist eine Asymmetrie relevant für die Platzierung zwei unterschiedlicher Implantate?

Dr. Bartels: Hier braucht es sehr viel Erfahrung des Operateurs zur richtigen Abschätzung und Wahl der notwendigen Implantate. Zum einen ist das unterschiedliche Volumen bei der Implantatwahl zu berücksichtigen, zum anderen die unterschiedliche Projektion. Insbesondere bei letzterem Kriterium sehe ich immer wieder Patienten, bei denen gerade der Projektionsunterschied nicht richtig berücksichtigt wurde und damit die Asymmetrie nicht vollständig und ästhetisch unzureichend korrigiert erscheint.

Bei Brüsten ohne relevanten Projektionsunterschied sind Volumendifferenzen ab ca. 30 bis 40g Unterschied sinnvoll korrigierbar. Bei kleineren Differenzen fährt man mit gleichen Implantaten auf beiden Seiten besser, denn der relative Unterschied zwischen rechter und linker Brust sinkt bei einer Vergrößerung nochmal.

Ihr Fazit?

myBody: Herr Dr. Bartels, vielen Dank für das aufschlussreiche Gespräch. Das letzte Wort gehört Ihnen - was würden Sie den myBody-Lesern zusammenfassend ans Herz legen?

Dr. Bartels: Die Brustvergrößerung ist sicher eine der am häufigsten durchgeführten Operationen im ästhetischen Sektor. Dennoch oder besser gerade deswegen sollte jeder Patientin bewusst sein, dass die Finesse, die über ein gutes Ergebnis entscheidet, schon bei der Beratung beginnt, denn auf dem Weg zum schönen Ergebnis sind viele Punkte in der Planung zu beachten, damit es auch wirklich ein „Traumbusen“ und nicht ein „Albtraumbusen“ wird.

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