Wenn Schwitzen zur Belastung wird Ursachen und Behandlung der Hyperhidrose

Dr. Philipp Richrath

Schwitzen ist lebensnotwendig. Doch wenn der Körper übermäßig viel Schweiß produziert, kann das eine psychische und physische Belastung sein.

Dr. Philipp Richrath
Wenn Schwitzen zur Belastung wird

Die Körperfunktion des Schwitzens ist für den Menschen lebensnotwendig. Doch wenn der Körper übermäßig viel Schweiß produziert, kann das zu einer psychischen und physischen Belastung für den Betroffenen werden. Dr. Philipp Richrath erklärt den Nutzen der Schweißproduktion sowie Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten der Hyperhidrose, dem krankhaften Schwitzen.

Schwitzen reguliert die Körpertemperatur

Gemeinhin wird zwischen dem thermoregulatorischen und dem emotional bedingten Schwitzen unterschieden. Die Thermoregulation dient dem Zwecke, eine möglichst konstante Körpertemperatur zu gewährleisten. Diese Temperaturerhaltung wird vom Zentralen Nerven-System gesteuert. Durch Muskelzittern und die Verengung von Gefäßen oder im anderen Fall durch Schwitzen und das Erweitern von Gefäßen reguliert es unsere Körpertemperatur. Um eine Überhitzung des Körpers zu vermeiden, produzieren die Schweißdrüsen eine salzhaltige Flüssigkeit, die dem Körper Wärme entzieht und sich in der Regel schnell verflüchtigt.

Übermäßiges Schwitzen: Ursachen und Diagnose

Es gibt unterschiedliche Ursachen, die für eine Hyperhidrose verantwortlich sein können. Bestimmte Medikamente, psychischer Stress, Störungen des Hormonhaushalts (z.B. Diabetes mellitus, Schilddrüsenüberfunktion, Menopause), Infektionen oder bösartige Erkrankungen (wie zum Beispiel Krebs)  zählen dazu. Die Hyperhidrose selbst kann generalisiert oder lokalisiert auftreten. Das bedeutet, dass die übermäßige Schweißproduktion bei manchen Betroffenen am ganzen Körper, bei anderen nur an bestimmten Stellen auftritt. Wichtig für die Diagnosestellung ist eine vollumfängliche Anamnese. Es haben sich verschiedene Tests bewährt, die bei Verdacht auf Hyperhidrose durchgeführt werden können und auf die sich die Diagnose stützt. So können beim Minor-Test beispielsweise die betroffenen Areale mit einer Iod-Kaliumiodid-Lösung sichtbar gemacht werden. Mithilfe der Gravimetrie kann die Schweißmenge gemessen und so bestimmt werden, ob tatsächlich eine Hyperhidrose vorliegt.

Mögliche Behandlungen bei Hyperhidrose

Zur Behandlung von Hyperhidrose stehen konservative und operative Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung:

Aluminiumsalze

Die äußerlichen Symptome können mithilfe von Aluminiumsalzen eingedämmt werden. Sie sind als Aluminiumchlorid in Deodorants und ähnlichen Präparaten enthalten. Es gibt frei verkäufliche Pflegemittel (mit einer Konzentration von 1-2%) und rezeptpflichtige Arzneimittel (Konzentration 10-30%). Sie verschließen die Schweißgänge und die Zellen bilden sich bei langfristiger Anwendung zurück. Allerdings stehen Aluminiumsalze im Verdacht, die Entstehung von Krebs zu begünstigen.

Antichloinergika

Die Wirkstoffgruppe der Antichloinergika ist – vereinfacht gesagt – in der Lage, Nervenreize zu unterbinden, die für die Schweißbildung zuständig sind. Die Substanzen dieser Wirkstoffgruppe können oral verabreicht werden und sind auf Rezept erhältlich.

Botulinumtoxin

Als sehr wirkungsvoll hat sich erfahrungsgemäß die Injektion von Botulinumtoxin (Botox) in das betroffene Areal erwiesen. Botox unterbindet die Ausschüttung des Botenstoffes Acetylcholin und stoppt so die Schweißbildung. Die Wirkung ist in aller Regel zuverlässig, hält aber nicht lange an: Nach rund 4-7 Monaten setzt die Schweißsekretion wieder ein.

Thermotherapie

Als innovatives Verfahren gilt die Thermotherapie. Dabei werden die Schweißdrüsen lokal mit gezielter Energie (Microwellen) behandelt. Durch die entstehende Wärme werden die Drüsen unwiederbringlich zerstört. Eine erneute Ausbildung der "krankhaften" Schweißdrüsen ist in der Regel ausgeschlossen. Die Behandlung kann ambulant in örtlicher Betäubung durchgeführt werden.

Leitungswasser-Iontophorese

Bei einer an Händen oder Füßen lokalisierten Hyperhidrose gilt die sogenannte Leitungswasser-Iontophorese als favorisierte Therapieform. Bei dieser Behandlung mit Gleichstrom im Wasserbad wird der Ionentransport in den Schweißdrüsen gestört. Diese Wirkung kann bei Bedarf auch rückgängig gemacht werden und ist demnach reversibel. Die Behandlung hat sich als überaus effektiv und nebenwirkungsarm erwiesen, ist allerdings auch mit einer gewissen Zeitintensität verbunden.

Operative Verfahren: Durchtrennung von Nervenbahnen und Schweißdrüsenentfernung

Seltener kommen operative Therapien zum Einsatz. An Händen und Füßen kann beispielsweise eine endoskopische Durchtrennung von Nervenbahnen Hyperhidrose therapieren. Sind vor allem die Achseln betroffen, kann die Entfernung der Schweißdrüsen (Suktionskürettage) den dauerhaften Erfolg bringen. Bei diesem Eingriff werden die Schweißdrüsen unter der Haut über zwei kleine Hautschnitte abgesaugt. Die Durchführung erfolgt unter lokaler Betäubung oder Vollnarkose. Die Schweißproduktion ist infolge der Operation dauerhaft reduziert, Nebenwirkungen treten selten auf. Die Erfolgsraten dieser Therapie liegen erfahrungsgemäß bei bis zu 90 Prozent.

Dr. Philipp Richrath

Über Dr. Philipp Richrath

Dr. med. Philipp Richrath betreibt seine Privatpraxis für Plastische und Ästhetische Chirurgie in Köln Rodenkirchen. Sie ist in die interdisziplinäre Klinik LINKS VOM RHEIN integriert und bietet seinen Patienten und Patientinnen höchsten medizinischen Standard in einer angenehmen Wohlfühlatmosphäre. Spezialisiert ist Dr. Richrath auf Brustchirurgie, Gesichtschirurgie, rekonstruktive Chirurgie und elektive Handchirurgie.

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