Haarige Trends

„Ich hab‘ die Haare schön“ – in diesem gern genutzten Ausspruch liegt viel mehr als im ersten Augenblick bewusst wird! Denn Haare sind nicht nur ein Ausdruck von Vitalität, Gesundheit und Wohlbefinden, sie haben auch einen wesentlichen Einfluss auf unsere Attraktivität und unser Selbstbewusstsein. Ein „bad hair day“ kann uns daher ordentlich auf das Gemüt schlagen. Nicht umsonst setzt die Industrie rund um Haarpflegeprodukte mit unseren Wünschen nach schönem Haar jedes Jahr über 3 Milliarden Euro in Deutschland um. Doch welche Anwendungen und Behandlungsmöglichkeiten helfen wirklich den Traum von gesundem, glänzendem und vollem Haar Realität werden zu lassen?
Infusionen und Shots für die Haare
Wie bei der Pflege der Haut kommt auch bei den Haaren die Schönheit gerne von innen. Mit ausgeklügelten Wirkstoffkombinationen können Mangelzustände über Infusionen (Drips) oder Shots (Injektionen) ausgeglichen werden. Der Trend zu regelmäßigen DripSpa-Sessions setzt sich auch in Deutschland immer mehr durch. Denn wenn essenzielle Nährstoffe fehlen, bleibt der Traum von perfekten Haaren oft unerfüllt.
Haare bestehen zu 45 Prozent aus Kohlenstoff, zu 28 Prozent aus Sauerstoff, zu 15 Prozent aus Stickstoff, zu sieben Prozent aus Wasserstoff und zu fünf Prozent aus Schwefel. Der hohe Anteil an Schwefel und Stickstoff begründet die Bedeutung schwefelhaltiger Aminosäuren für ein gesundes Haarwachstum. Der benötigte Stickstoff kann dabei nur über Aminosäuren aufgenommen werden. Besteht hier ein Mangel, ist das Haarwachstum vermindert oder Haare fallen leichter aus. Die Aminosäure L-Cystein ist für den Aufbau des Kreatins zuständig. Gemeinsam mit L-Methionin ist sie auch für die Kollagensynthese verantwortlich. Durch die Zuführung von L-Lysin kann eine deutliche Reduzierung des Haarausfalls erreicht werden. Es sorgt für einen verbesserten Sitz des Haares an der Wurzel und optimiert die Auswurf- oder Wachstumsphase der Haare. Als sogenannte essenzielle Aminosäure kann es ebenso wie Methionin nicht vom Körper hergestellt, sondern muss von außen in ausreichender Form zugeführt werden. L-Arginin fördert die Durchblutung und sorgt so für eine optimale Nährstoffversorgung der Haarwurzeln.
Neben den Aminosäuren spielen auch die B-Vitamine eine wichtige Rolle. Biotin fördert die Neubildung von Haarwurzeln, während Pantothensäure eine entscheidende Aufgabe bei der Zellteilung, die in der Wurzel des Haarfollikels stattfindet, übernimmt. Die Vitamine B3 (Niacin) und B6 (Pyridoxin) machen das Haar kräftig, regulieren die Talgproduktion, wirken Entzündungen der Kopfhaut entgegen und sind für wichtige Stoffwechselvorgänge in der Haarwurzel zuständig. Gerade in der Schwangerschaft, bei Stress, einseitiger Ernährung oder in den Wechseljahren kann es zu Mangelerscheinungen und damit zu Haarausfall sowie dünnem oder brüchigem Haar kommen. Ein kluges Infusionskonzept, eventuell mit vorheriger Labordiagnostik, kann Abhilfe schaffen.
Moderne Biotechnologie
Wer sich bereits mit lichten Stellen plagt und eine weitere Ausdünnung vermeiden möchte, kann sich auf eine innovative Methode freuen, die mit patienteneigenem Gewebe behandelt. Hierfür werden unter örtlicher Betäubung drei Hautproben mit jeweils 2,5 Millimetern Durchmesser aus der Kopfhaut entnommen. Ein Spezialgerät zerkleinert die Gewebestücke bis zur Zellebene. In Kochsalzlösung aufgelöst wird die zellhaltige Suspension anschließend subkutan in die von Haarausfall betroffenen Kopfhautareale injiziert. Ziel der Behandlung ist es, die regenerativen und vitalisierenden Eigenschaften der in der entnommenen Gewebeprobe enthaltenen Wachstumsfaktoren zu nutzen. Mit ersten Ergebnissen der Therapie kann nach Angaben aus klinischen Studien innerhalb von ein bis sechs Monaten gerechnet werden. Die Ergebnisse sollen zudem nachhaltig sein und lediglich alle zwei bis drei Jahre einer Auffrischungsbehandlung bedürfen.
PRP, PRF und Mesococktails
Nach wie vor im Rennen um kraftvolles und dichtes Haar sind Injektionen mit Platelet-Rich-Plasma (PRP) und Platelet-Rich-Fibrin (PRF) in die Kopfhaut. Während die erste Methode mit Blutplasma und den darin enthaltenen Wachstumsfaktoren arbeitet, ist PRF eine leukozyten- und thrombozytenreiche Fibrinmatrix, die durch langsames Zentrifugieren ebenfalls aus körpereigenem Blut gewonnen werden kann. Dabei kann das PRF bis zu zehn Mal mehr Wachstumsfaktoren enthalten und wird daher teilweise als effektivere Methode im Vergleich zu PRP angesehen. Ein weiterer Vorteil der PRF-Methode ist, dass bei der Fibringewinnung keine körperfremden Zusatzstoffe zum Einsatz kommen.
Was über Infusionen in die Venen gelangt, kann alternativ oder zusätzlich auch per Injektion lokal in die Kopfhaut appliziert werden. Meist in Hyaluronsäure gelöst, werden Vitamine, Mineralien, Aminosäuren oder Peptide gespritzt, um die Nährstoffversorgung zu verbessern und damit die Haare zum Wachsen zu bringen. Wichtiger Punkt bei diesen Methoden ist, dass Haarwachstum nur dort angeregt werden kann, wo es noch lebende Haarwurzeln gibt. Komplett kahle Stellen können nur mit einer Haartransplantation wiederbelebt werden.
Dieser Artikel ist in mabelle 1/23 erschienen
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