Lipödem-Behandlung Wasserstrahl-Assistierte-Liposuktion (WAL)

Dr. Kai Klasmeyer WAL

Für die Behandlung des Lipödems eignet sich sehr gut die Wasserstrahl-Assistierte-Liposuktion. Sie ist besonders schonend zum Gewebe.

Dr. Kai Klasmeyer
Kanüle im Wasserstahl

Eine Lipödemerkrankung ist nicht nur ein rein ästhetisches, sondern ein gesundheitliches Problem. Um das überschüssige Fett loszuwerden, eignet sich hier insbesondere die Wasserstrahl-Assistierte-Liposuktion (WAL), da sie für das ohnehin vorgeschädigte Lymphsystem besonders gewebeschonend ist.

Interview mit Dr. Kai Klasmeyer von Klasmeyer aesthetics in Köln zur WAL-Fettabsaugung bei Lipödem

ZUM LIPÖDEM

myBody: Ein Spezialgebiet von Ihnen ist die Fettabsaugung bei Lipödem. Können Sie kurz erklären, was ein Lipödem ist?

Dr. Klasmeyer: Das Lipödem ist eine schmerzhafte Fettverteilungsstörung, die fast ausschließlich Frauen betrifft und sich maßgeblich an den Armen und Beinen manifestiert.

myBody: Wie macht sich die Erkrankung bemerkbar?

Dr. Klasmeyer: Durch die asymmetrische Fettverteilung kommt es zu einer zum Teil erheblichen Dysproportionierung vom Körperstamm im Verhältnis zu den Extremitäten, was neben den körperlichen Beschwerden für die Betroffenen auch seelisch sehr belastend ist. Dazu kommt, dass mit Sport oder Diäten dieses erkrankte Fettgewebe nicht abzunehmen ist. Die Patientinnen berichten über Schmerzen, Spannungs- und Schweregefühle, eine gesteigerte Berührungsempfindlichkeit sowie über eine starke Neigung zu blauen Flecken an den Beinen und Armen.

myBody: Gibt es einen typischen Krankheitsverlauf?

Dr. Klasmeyer: Generell lässt sich die Lipödem-Erkrankung in 3 Stadien und 5 Schweregrade einteilen:

Stadien

  • Stadium 1: kleinknotige Veränderungen des Unterhautfettgewebes, kleinere Dellenbildung
  • Stadium 2: grobknotige Veränderungen des Unterhautfettgewebes, größere Dellenbildung
  • Stadium 3: Ausbildung von deformierenden Haut-/Fettwülsten

Schweregradeinteilung

  • Typ I: Fettgewebsvermehrung im Bereich von Gesäß und Hüften (Reiterhosenphänomen)
  • Typ II: Das Lipödem reicht bis zu den Knien, Fettlappenbildungen im Bereich der Knieinnenseite
  • Typ III: Das Lipödem reicht von den Hüften bis zu den Knöcheln
  • Typ IV: Arme und Beine sind bis zu den Handgelenken / Knöcheln, also mit Ausnahme der Füße und Hände betroffen
  • Typ V: Lipolymphödem mit vermehrter Wassereinlagerung in Hand- und Fußrücken sowie Fingern und Zehen

Die Einteilungen sind leider eher deskriptiv, d.h. die Beschwerden der Patientinnen sind unabhängig vom Stadium. So kann eine Patientin im Stadium 1 mit einer sehr geringen optischen Ausprägung ganz erhebliche Schmerzen haben. Dementsprechend kann auch eine Patientin im Stadium 3 eine erheblich optisch sichtbare Ausprägung bei nahezu völliger Beschwerdefreiheit haben.

ZUR BEHANDLUNG

myBody: Operativ kann man das Lipödem mit einer Fettabsaugung gut behandeln. Gibt es eine Liposuktionsmethode, die Sie bevorzugt beim Lipödem anwenden?

Dr. Klasmeyer: Für die Behandlung des Lipödems eignet sich sehr gut die Wasserstrahl-Assistierte-Liposuktion (WAL). Sie ist besonders schonend zum Gewebe, was beim Lipödem auf Grund des bereits vorgeschädigten Lymphsystems von großer Bedeutung ist. Des Weiteren ist diese Fettabsaugungsmethode sehr präzise, so dass auch die Form und Ästhetik der behandelten Bereiche erheblich verbessert werden kann.

myBody: Was unterscheidet die WAL-Methode von einer herkömmlichen Fettabsaugung?

Dr. Klasmeyer: Beim klassischen Vorgehen wird das Fettgewebe mit einer großen Menge einer sogenannten Tumeszenzflüssigkeit aufgefüllt, die Fettzellen saugen sich voll und können so leichter aus dem Bindegewebe herausgelöst werden. Unter dem Aufschwemmen leidet aber die Präzision beim Absaugevorgang, so dass Lymphgefäße geschädigt werden können. Bei der WAL-Methode wird deutlich weniger Tumeszenzlösung benötigt, weil die Fettzellen das Gemisch nicht aufsaugen müssen. Sie werden mit einem feinen, fächerförmigen Wasserstrahl aus dem Gewebe herausgespült und gleichzeitig über eine Kanüle abgesaugt. Als Arzt hat man dadurch jederzeit Kontrolle über die Körperkonturen und die Führung der Kanüle.

myBody: Werden alle Körperregionen „gleich“ behandelt?

Dr. Klasmeyer: Ein wichtiger Faktor bei jeder Fettabsaugung ist immer die Hautqualität. So ist es auch beim Lipödem abhängig vom Ausgangsbefund und der Hautqualität wie eine bestimmte Region ausgedünnt bzw. ausgedehnt werden kann, bevor die Haut zu locker wird. Besonders kritisch sind immer die Oberschenkelinnenseiten und die Oberarmrückseiten. Ist die Hautqualität zu schlecht und/oder die Fettdepots zu ausgeprägt, muss man entweder einen Kompromiss eingehen oder über eine beidseitige Straffungsoperation reden.

myBody: Und sind die Frauen nach der Behandlung für immer von ihrem Leid erlöst?

Dr. Klasmeyer: Es gibt leider keine Langzeitstudien zum Verlauf der Erkrankung nach einer Fettabsaugung. Der längste Nachbeobachtungzeitraum nach erfolgter Operation liegt bei 8 Jahren. Hier konnten keine Rezidive, also Rückfälle gesehen werden. Auch in der täglichen Praxis sind echte Rezidive nicht zu sehen. Daher ist die Wahrscheinlichkeit, das die Patientinnen mit dem Thema Lipödem abschließen können, nach einer regelgerecht durchgeführten Behandlung extrem groß. Eine Garantie dafür gibt es aber leider nicht.

ZU DEN KOSTEN

myBody: Was kostet eine Lipödem-Behandlung?

Dr. Klasmeyer: Die Kosten für die Behandlung sind vor allem von der Ausprägung des Befundes abhängig. Im Stadium 1 und 2 sind in der Regel zwei Eingriffe ausreichend um Arme und Beine komplett zu behandeln. Ist die Ausprägung stärker sind unter Umständen auch drei oder mehr Eingriffe notwendig. Grundsätzlich liegen die Kosten pro Eingriff bei ca. 4.500 bis 5.000 Euro.

myBody: Müssen Patientinnen mit der Diagnose Lipödem die Behandlung selber zahlen? Man sagt ja immer, nur wenn eine OP medizinisch unbegründet ist, zahlt der Patient selbst. Beim Lipödem haben die Frauen ja teils immense Beschwerden und Schmerzen…

Dr. Klasmeyer: Das ist richtig. Leider ist es immer eine Einzelfallentscheidung, wenn man einen Kostenübernahmeantrag bei der Krankenkasse stellt. D.h. jeder Fall wird einzeln durch den Medizinischen Dienst der Krankenkassen geprüft, ob die Erkrankung operativ behandelt werden muss oder nicht. Da es mit der Lymphdrainage eine konservative, also nichtoperative Therapie gibt, wägen die Krankenkassen beide Möglichkeiten gegen einander ab und entscheiden dann, ob die Kosten für eine fettabsaugende Operation übernommen werden oder nicht.

myBody: Glauben Sie, dass irgendwann auch Fettabsaugen als therapeutische Maßnahme in den Leistungskatalog der Krankenkassen aufgenommen wird, so dass jede erkrankte Frau eine Fettabsaugung in Anspruch nehmen kann?

Dr. Klasmeyer: Das ist sehr schwer zu sagen. Es gibt ein laufendes Verfahren, welches im Bundesausschuss in Berlin seit langer Zeit geprüft wird. Für dieses Jahr 2017 wird eine Entscheidung erwartet. Jedoch haben die Krankenkassen bereits angekündigt, dass sich an dem bisherigen Verfahren nichts ändern wird und jeder Fall weiterhin einzeln geprüft wird. Es ist zum aktuellen Zeitpunkt nicht abzuschätzen, ob und was sich für die Patientinnen ändern wird.

myBody: Herr Dr. Klasmeyer, vielen Dank für das Gespräch!

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