Verkleinerung der inneren Schamlippen Gute Ergebnisse bei einem Kombinationseingriff mit Aufspritzung der äußeren Schamlippen

Der Leidensdruck kann bei Betroffenen sehr hoch sein, auch ohne, dass funktionelle Beeinträchtigungen vorliegen.
Dr. med. Isabel Reisenauer
Experteninterview mit Dr. med. Isabel Reisenauer, Fachärztin für Plastische und Ästhetische Chirurgie sowie Inhaberin der isaneo Praxis in Ulm
Einige Frauen sind mit dem Äußeren ihres Intimbereichs nicht zufrieden. Dennoch ist eine Verkleinerung der inneren Schamlippen immer noch ein Thema, über das Frauen in aller Regel nicht offen sprechen. Dabei ist der Leidensdruck der Betroffenen enorm hoch. Doch wie läuft so ein Eingriff ab und macht es Sinn die Verkleinerung der inneren Schamlippen mit einer Eigenfettbehandlung der äußeren Schamlippen zu kombinieren? Diese und weitere Fragen beantwortet Frau Dr. med. Isabel Reisenauer, Ärztin und Inhaberin der isaneo Praxis Ulm, in folgendem Experten-Interview.
myBody: Frau Dr. Reisenauer was sind die Beweggründe für eine Verkleinerung der inneren Schamlippen?
Dr. Reisenauer: Zum einen kann es sich um ästhetische Beweggründe handeln. In dem Fall sind die betroffenen Frauen mit dem Äußeren ihres Intimbereichs nicht zufrieden, was auch eine psychische Belastung darstellen kann. Ebenfalls kann aber auch eine funktionelle Beeinträchtigung vorliegen, wie zum Beispiel Schmerzen beim Fahrradfahren oder Einklemmungserscheinungen. Selbst beim Laufen oder Sitzen können Schmerzen auftreten. Außerdem kann das Sexualleben beeinträchtigt sein.
myBody: Wie hoch ist der Leidensdruck der Patientinnen?
Dr. Reisenauer: Der Leidensdruck kann bei Betroffenen sehr hoch sein, auch ohne, dass funktionelle Beeinträchtigungen vorliegen. Einige fühlen sich dadurch im Sexualleben eingeschränkt und schämen sich für ihren Intimbereich. Dies kann beispielsweise auch schon im Schwimmbad auftreten, weil ein Abdruck der Schamlippen durch die Bikinihose sichtbar ist.
myBody: Was ist der Befund bei betroffenen Frauen und wie kommt es dazu?
Dr. Reisenauer: Bei betroffenen Frauen ragen die inneren Schamlippen heraus und die äußeren bedecken diese nicht mehr. Bei einem Normalbefund sind die inneren Schamlippen verdeckt und werden durch die äußeren Schamlippen geschützt. Wenn das nicht mehr gegeben ist, ist das ganze System gestört. Dies kann unter anderem leichter zu Infektionen oder zu einer trockenen Scheidenflora führen. Ein Grund kann das Alter oder die Genetik darstellen, wodurch das Gewebe einfach schlaffer wird. Zum anderen können Geburten zu einem erschlafften Gewebe führen.
myBody: Wird der Eingriff von der Krankenkasse übernommen?
Dr. Reisenauer: Ja, bei extremen Befunden. Aber das sind eher die Ausnahmen. Dazu muss man einen Antrag stellen und manchmal werden die Kosten dann übernommen. Verglichen mit einer Brustverkleinerung kommt es aber deutlich seltener vor.
myBody: Wieso empfiehlt es sich oft die äußeren Schamlippen mit Eigenfett aufzuspritzen?
Dr. Reisenauer: Es kann wieder sowohl ästhetische und als auch funktionelle Gründe haben. Hier kann es sich auch um eine Atrophie, also um einen Gewebeschwund der äußeren Schamlippen, handeln. Es kann durchaus sein, dass selbst nach einer Verkleinerung der inneren Schamlippen, wenn das Gewebe der äußeren Schamlippen stark atrophiert ist, die äußeren Schamlippen die inneren nicht komplett verdecken. Dann hilft es, die äußeren Schamlippen ebenfalls zu behandeln. Grund dafür ist auch, dass der Intimbereich als eine harmonische Einheit betrachtet wird. Durch eine Eigenfett-Behandlung bekommt man mehr Fülle und dadurch auch ein jugendlicheres Aussehen.
myBody: Wieso wird für die Aufspritzung der äußeren Schamlippen Eigenfett verwendet?
Dr. Reisenauer: Eigenfett hat generell positive Eigenschaften. Zum Beispiel sind Stammzellen im Fett enthalten, welche die Produktion von Kollagen und Elastin anregen. Dadurch wird auch die Hautqualität verbessert. Bei Fett handelt es sich zudem um Eigengewebe, also ein natürliches Produkt, dadurch entstehen keine Abwehrreaktion des Körpers.
myBody: Wie läuft der Eingriff ab?
Dr. Reisenauer: Die Operation an sich wird ambulant durchgeführt. Zu Beginn wird das überschüssige Gewebe angezeichnet. Falls der Eingriff mit einer Eigenfettbehandlung einher geht, wird das Fett, oftmals vom Knie oder den Oberschenkelinnenseiten, entnommen. Während der Schamlippenresektion wird das Eigenfett von einem Assistenten aufbereitet. Dieser Vorgang dauert in der Regel nicht länger als 20 bis 30 Minuten. Währenddessen wird der überschüssige Hautbefund entfernt. Dafür verwende ich ein hochpräzises Radiowellengerät, welches den Vorteil hat, dass es sehr fein schneidet und bereits beim Schneiden die Gefäße teilweise verödet. Was vor allem deswegen sinnvoll ist, da es sich um einen sehr stark durchbluteten Bereich handelt. Zum Schluss werden die verkleinerten Schamlippen mit einem sehr feinen Faden, der sich selbst auflöst, mehrschichtig vernäht.
myBody: Wird der Eingriff in Vollnarkose durchgeführt?
Dr. Reisenauer: Man kann den Eingriff im Dämmerschlaf, mit örtlicher Betäubung oder in Vollnarkose durchführen. Abhängig ist dies in erster Linie vom Gemütszustand der Patientin. Insbesondere die örtliche Betäubung ist nicht für jeden Etwas. Da man das Einspritzen spürt und der Intimbereich sehr sensibel ist, wird es von vielen als unangenehm empfunden. Prinzipiell geht es aber mit örtlicher Betäubung, da man vom Eingriff selbst nichts mehr spürt. Das ist eine Entscheidung, die individuell von Patientin zu Patientin getroffen wird.
myBody: Welche Methoden gibt es?
Dr. Reisenauer: Es gibt die einfachste Variante, diese umfasst lediglich die Entfernung der inneren Schamlippen beziehungsweise die Verkleinerung nur unterhalb der Klitoris. Sehr häufig ist aber auch der Klitorismantel betroffen. In diesem Fall würde man nicht nur die inneren Schamlippen verkleinern, sondern auch den Klitorismantel straffen. Die dritte Methode beinhaltet eine Verlagerung der Klitoris. Welche Methode zum Einsatz kommt, ist befundabhängig und wird individuell entschieden. Alle Varianten können mit einer Eigenfett-Behandlung kombiniert werden.
myBody: Wie sind die Risiken?
Dr. Reisenauer: Die Risiken sind bei dem Eingriff sehr gering. Was natürlich immer vorkommen kann, sind postoperative Schwellungen und Blutergüsse. Nachblutungen sind aber äußerst selten. Auch Wundheilungsstörungen können auftreten. Durch einen vorsichtigen Umgang mit dem Intimbereich kann dieser aber vermieden werden.
myBody: Auf was muss man nach dem Eingriff achten?
Dr. Reisenauer: Es ist enorm wichtig, dass sich die Patientinnen die ersten 24 Stunden körperlich schonen und die Beine vermehrt hochlegen. Ebenfalls ist leichte Kühlung sehr hilfreich. Des Weiteren ist eine lockere Kleidung sinnvoll, damit nichts an der Naht reibt oder drückt. Beim Toilettengang sollte generell auf eine gute Intimhygiene geachtet werden. Jedoch sollte auf Desinfektionsmittel im Intimbereich verzichtet werden, da diese die Scheidenflora beeinflussen. Tritt ein Brennen auf, empfiehlt sich das Abspülen mit kaltem Wasser. Man darf auch direkt nach dem Eingriff duschen, jedoch sollte starkes Reiben vermieden werden.
Auf Sport oder auch Geschlechtsverkehr sollte die ersten sechs Wochen nach dem Eingriff verzichtet werden. Es handelt sich um sehr feine Nähte, die ansonsten durch Reibung oder mechanische Manipulation ausreißen können.
myBody: Ist mit postoperativen Schmerzen zu rechnen?
Dr. Reisenauer: Da es eine oberflächliche Hautresektion ist und keine Gefühlsnerven beschädigt werden, ist mit wenig Schmerzen zu rechnen. Schwellungen oder Verletzungen der feinen Hautnerven können dazu führen, dass kurzfristig eine Gefühlsminderung auftritt. Starke Schmerzen sollten hingegen keine auftreten, höchstens ein leichtes Druckgefühl oder Brennen beim Toilettengang direkt nach der Operation.
myBody: Reicht ein einmaliger Eingriff bei der Kombination mit Eigenfett
Dr. Reisenauer: Da jede Fettzelle wieder einen Anschluss ans Blutsystem finden muss, muss man zunächst eine gewisse Überfüllung generieren, denn nur zwischen 50 bis 70 % der eingebrachten Fettzellen bleiben erhalten. Das heißt, der andere Teil verschwindet mit der Zeit wieder, das Volumen nimmt also wieder ab. Sollte das Volumen nach einem Eingriff zu gering sein, weil zu wenig Fettzellen angenommen wurden, kann die Aufspritzung auch wiederholt werden. Auch das ist risikoarm und kaum mit Schmerzen verbunden.
myBody: Ab wann sieht man das endgültige Resultat?
Dr. Reisenauer: Das Ergebnis mit Eigenfett sieht man nach circa drei Monaten. Nach circa sechs Monaten hat man das Endergebnis, das heißt die Narben sind auch kaum noch sichtbar.
myBody: Vielen Dank Dr. Reisenauer für das ausführliche Gespräch!
Dr. Reisenauer: Sehr gerne – Vielen Dank!


Dr. med. Isabel Reisenauer ist Fachärztin für Plastische & Ästhetische Chirurgie sowie Gründerin und Inhaberin der isaneo Praxisklinik in Ulm. Zu den Spezialgebieten von Dr. Reisenauer gehören mitunter die Intimchirurgie, die ästhetische und rekonstruktive Brustchirurgie, körperformende Eingriffe und die Augenlid und Ohrenchirurgie. Zudem runden minimalinvasive Behandlungen mit Fillern und Botox ihr operative Spektrum ab.
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