Lipödem Behandlungsmöglichkeiten bei Lipödem

Priv.-Doz. Dr. med. Paul Heidekrüger

Ein Lipödem kann in jedem Stadium mit einer Fettabsaugung oder Kompression behandelt werden.

Priv.-Doz. Dr. med. Paul Heidekrüger

Die unschöne und meist schmerzhafte, chronische Fettverteilungsstörung Lipödem führt zu einem symmetrischen Anwachsen des Unterhautfettgewebes. Dabei ist meistens die untere Körperhälfte betroffen - also Gesäß- und Hüftbereich sowie Oberschenkel - zum Teil aber auch Oberarme und Unterschenkel. Um das Lipödem loszuwerden gibt es verschiedene Methoden. In diesem Beitrag zeigen wir diese auf und erklären, was es mit der neuartigen narbenlosen Fettabsaugung auf sich hat. Dafür haben wir mit Priv.-Doz. Dr. med. Paul Heidekrüger gesprochen.

Interview mit Priv.-Doz. Dr. med. Paul Heidekrüger über Lipödementfernung und narbenlose Fettabsaugung

myBody: Herr Dr. Heidekrüger, woran ist ein Lipödem zu erkennen?

Priv.-Doz. Dr. med. Paul Heidekrüger: Betroffene sind oft sehr berührungsempfindlich, haben Schmerzen und neigen selbst bei leichten Stößen zu blauen Flecken. Bei einem ausgeprägten Lipödem entstehen zudem Hautwulstungen am Knie und den Oberschenkelinnenseiten. Diese können zu Hautreizungen und weiteren Beschwerden führen.

myBody: Wer ist von einem Lipödem betroffen?

Priv.-Doz. Dr. med. Paul Heidekrüger: Überwiegend sind Frauen von einem Lipödem betroffen. In Deutschland trifft es etwa 10 % aller Frauen. Der Zusammenhang besteht in der Annahme des aktuellen Forschungsstands, dass ein Lipödem durch im Körper stattfindende, hormonelle Vorgänge ausgelöst wird. Das können etwa Schwangerschaft oder Pubertät sein.

myBody: Ist diese Zahl realistisch oder nur ein Schätzwert?

Priv.-Doz. Dr. med. Paul Heidekrüger: Fehlende klinische Erfahrungen und daraus folgende Schwierigkeiten bei der Erstellung einer sicheren Diagnose lassen vermuten, dass die Anzahl Betroffener in der Realität weitaus höher ist.

 

Lipödem-Stadien und -Typen

myBody: Ist jedes Lipödem gleich?

Priv.-Doz. Dr. med. Paul Heidekrüger: Nein. Das Lipödem lässt sich in verschiedene Lipödem-Stadien und -Typen unterteilen. Bei den Lipödem-Stadien steht die Textur der Haut und die Gewebestruktur im Fokus. Bei den Lipödem-Typen geht es um die Feststellung und Bezeichnung der betroffenen Körperbereiche.

myBody: Können Sie die Lipödem-Stadien und -Typen näher erläutern?

Priv.-Doz. Dr. med. Paul Heidekrüger: Es gibt drei Stadien. Im ersten Stadium ist das Unterhautfett verdickt, die Hautoberfläche glatt und die Fettstruktur feinknotig. Im zweiten Stadium ist die Hautoberfläche grobknotig mit deutlicher Dellenbildung, das Gewebe bereits derber und härter. Im dritten Stadium ist das Gewebe dann stark verhärtet und verdickt. Zusätzlich kommt es zu sogenannter Wammenbildung. Das sind großlappige, deformierende Haut-Fettgewebelappen.

Bei den Typen wird zwischen vier Klassifizierungen unterschieden. Bei Typ 1 ist das Unterhautfett hauptsächlich an Hüfte und Gesäß vermehrt. Dadurch kommt es zu den sogenannten Reiterhosen. Bei Typ 2 ist der Befall bis zu den Knien fortgeschritten und es kommt zu vermehrter Fettbildung an den Knieinnenseiten. Bei Typ 3 ist das Lipödem bereits von den Fußknöcheln bis hin zur Hüfte ausgedehnt. Bei Typ 4 betrifft die Erkrankung dann auch die Arme mit Ausnahme der Handgelenke.

Therapiemöglichkeiten und Behandlungsmethoden

myBody: Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es und was ist das Ziel?

Priv.-Doz. Dr. med. Paul Heidekrüger: Ein Lipödem kann in jedem Stadium mit einer Fettabsaugung oder Kompression behandelt werden. Behandlungsziel ist dabei die Lebensqualität zu verbessern, indem die betroffenen Regionen beweglicher werden, der Lymphabfluss verbessert, die Vermehrung des Bindegewebes und die Veränderung des Gewebes reduziert wird.

Möglichkeiten der Eigentherapie sind die lymphologische Kompressionsbehandlung, Massagetechniken zur Lymphdrainage und Hautpflege.

myBody: Welche Behandlungsmethode empfehlen Sie?

Priv.-Doz. Dr. med. Paul Heidekrüger: Die sicherste und effizienteste Methode für einen dauerhaften Therapieerfolg ist bei einem Lipödem, neben den herkömmlichen Methoden, die Liposuktion. Dabei werden die kranken Fettzellen abgesaugt.

Mögliche Resultate sind eine Reduzierung von Entzündungen, blauen Flecken, Schmerzen, Wasseransammlungen und der Notwendigkeit von Kompressionsstrümpfen sowie manuellen Lymphdrainagen (MLD). Zusätzlich wird Bildung eines Lipo-Lymphödems und Gelenkschäden, durch ein gestörtes Gangbild, vorgebeugt. Eine unproportionierte Form des Körpers kann harmonisiert, die Lebensqualität verbessert und seelische Belastungen reduziert oder ganz beseitigt werden.

myBody: Kann jedes betroffene Körperareal mit einer Fettabsaugung behandelt werden?

Priv.-Doz. Dr. med. Paul Heidekrüger: Prinzipiell kommen folgende Bereiche für eine Fettabsaugung bei einem Lipödom infrage: Die Fußknöchel-Region, Hüften, Rücken, Bauch, Taille, Oberschenkel, Waden, Oberarme, Doppel-Kinn sowie die weibliche und männliche Brust.

myBody: Worauf ist für einen Therapieerfolg zu achten?

Priv.-Doz. Dr. med. Paul Heidekrüger: Die wichtigsten Faktoren für eine erfolgreiche Lipödem-Therapie durch Fettabsaugung sind die Erfahrung und Gewissenhaftigkeit des behandelnden Arztes. Denn die Wahl der Methode erfolgt nach den patientenbezogenen Eigenschaften und der individuellen Erfahrung.

Eine neue, besonders effektive und schonende Methode ist die narbenlose Fettabsaugung.

Narbenlose Fettabsaugung

myBody: Was ist eine narbenlose Fettabsaugung?

Priv.-Doz. Dr. med. Paul Heidekrüger: Das minimalinvasive Verfahren der nahezu narbenlosen Fettabsaugung ist eine der modernsten und schonendsten Techniken der Liposuktion. Die Philosophie dahinter ist eine beschleunigte Heilung durch weniger Traumata und Blutergüsse der behandelten Fläche.

Dank einer speziellen Technik wird für den Eingriff weder Skalpell noch Nadelstich verwendet. Das Ziehen der Fäden bleibt aus. Ebenso Linien und Nahtmarkierungen die eine Operation nachweisen. Das Ergebnis gleicht einer natürlichen Hautveränderung.

myBody: Welche Vorteile hat die narbenlose Fettabsaugung noch?

Priv.-Doz. Dr. med. Paul Heidekrüger: Die Behandlung verursacht weniger Beschwerden, Schmerzen, Schwellungen und Blutergüsse als die herkömmliche Fettabsaugung. Je nach zu behandelndem Bereich kann die Fettabsaugung sogar ohne Vollnarkose, nur unter örtlicher Betäubung durchgeführt werden. Das ermöglicht eine schnellere Wiederherstellung, reduziert Risiken und sorgt für kürzere Ausfallzeiten der Patienten in ihrem Alltag. Viele Patienten können bereits nach 48 Stunden wieder arbeiten.

myBody: Vielen Dank für das informative Gespräch Herr Dr. Heidekrüger.

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