Brustvergrößerung mit Fillern - ein Comback? - mabelle
4.8 von 5 8
(8)

Text: Astrid Tomczak

Die Geschichte der Brustvergrößerung ist eine Geschichte voll von Versuch und Irrtum. Zunächst wurde zum Ende des 19. Jahrhunderts mit Paraffin, Glaskugeln, Schwämmen, Gummi und Lanolin experimentiert. Auch flüssiges Silikon wurde gespritzt, um der Brust mehr Volumen und Form zu geben. Als erster medizinisch indizierter Eingriff gilt der durch den deutsch-österreichischen Arzt Vinzenz Czerny 1885 vorgenommene Versuch, eine Brust nach Brustkrebs mit einer Fettgeschwulst aus dem Rücken der betroffenen Patientin neu aufzubauen. Viele dieser Eingriffe zogen schwere Komplikationen nach sich, die nicht selten mit der Amputation der Brust endeten.

Weitere Brustaufbauten wurden ab 1961 mit Silikon- implantaten in den USA und ab 1963 mit Kochsalz- implantaten in Frankreich durchgeführt. Die ersten Silikonimplantate hatten jedoch eine hohe Komplikationsrate. Berichtet wurde von auslaufendem Silikon und Kapselbildungen. Dies veranlasste die amerikanische Gesundheitsbehörde FDA 1992 dazu, silikongefüllte Brustimplantate auf dem amerikanischen Markt für einige Jahre zu verbieten.

Dem Forscher- und Erfindungsdrang der Branche tat dies jedoch keinen Abbruch. Es folgten Implantate mit Titanbeschichtung, Hydrogelimplantate und solche, die mit Sojaöl gefüllt wurden. Keine dieser Varianten konnte sich lange halten. Die auftretenden Komplikationen zwangen die Hersteller bald dazu, die Produkte wieder vom Markt zu nehmen.

Auch wenn es heute durch umfassende Forschung sehr sichere Silikonimplantate gibt, ist es für viele Patientinnen dennoch undenkbar, praktisch ein Leben lang einen Fremdkörper in der Brust zu akzeptieren. Der Wunsch nach einer volleren Brust oder einer optimierten Form ist jedoch trotzdem ungebrochen. Wie verlockend klingt es da doch, Alternativen zu Silikonimplantaten zu probieren und damit auch gleich das häufig abschreckende Szenario einer Operation mit Vollnarkose zu umgehen?

Im Jahr 2007 wurde von einem schwedischen Unternehmen ein innovatives Hyaluronprodukt für die Körperbehandlung auf den Markt gebracht. Als Indikationen wurden neben der Behandlung eingesunkener Narben und dem Gesäßaufbau auch die Brustbehandlung genannt. Eine Volumenzunahme um bis zu einer Körbchengröße sollte mit Hilfe des stark vernetzten Hyalurongels erreicht werden können. Und die Ergebnisse waren tatsächlich vielversprechend, während die Nebenwirkungen in etwa mit denen von Silikonimplantaten vergleichbar schienen. Doch 2012 kam dann das „Aus“ für das Produkt. Eine nicht unerhebliche Zahl von Patientinnen klagte über schmerzhafte Kapsel- und Knotenbildungen und Verhärtungen der Brust. Zudem stellte sich heraus, dass die Brustkrebsvorsorge durch das zum Teil diffus applizierte Gel deutlich erschwert wurde. Als Folge wurde die CE-Zertifizierung für das Produkt für die Brustindikation ausgesetzt.

Doch das Spiel mit den Wünschen und Sehnsüchten von Patientinnen geht trotzdem weiter. Bereits kurz nach dem Verkaufsstopp des Produkts kamen hyaluronbasierte Nachahmermaterialien auf den Markt. Sie weisen die gleichen Problematiken auf, allerdings mit dem Unterschied, dass die Datengrundlage im Sinne von Studien extrem dürftig ausfällt. Hyaluronsäure ist inzwischen aber nicht mehr das einzige Material, das zum Einsatz kommt.

Auch ein hydrophiles Gel, dass zu 97 % aus Kochsalzlösung und zu ca. 3 % aus einem 3D-Polyamidgel besteht, wird inzwischen per Injektion im sensiblen Areal der weiblichen Brust verwendet. Studiendaten für diese Anwendung sucht man vergeblich. Und auch die Langzeitauswirkungen auf das Brustdrüsengewebe allgemein sowie die Darstellung und Abgrenzungen zu bösartigen Neubildungen im Rahmen der Brustkrebsvorsorge sind völlig unklar.

Polyamidgele sind kunststoffbasierte, permanente Fillermaterialien, die nicht wie Hyaluronsäure nach einiger Zeit abgebaut werden. Sie sind seit Jahrzehnten als Injektionspräparate für Gesichtsbehandlungen auf dem Markt. Es wurde hier vielfach von Knötchen- bzw. Granulombildung, Verkapselungen und langanhaltenden Schwellungen berichtet. Häufig hilft nur eine chirurgische Intervention, um die Behandlungsregion nach dem Auftreten einer Nebenwirkung dauerhaft zu befrieden. Dies gilt es zu Bedenken, wenn ein solches Material in das Brustdrüsengewebe eingebracht wird. Bei permanenten Fillermaterialien ist es zudem häufig so, dass die Nebenwirkungen erst nach einigen Jahren auftreten. Daher wären Langzeitstudien gerade bei einem solchen Produkt Grundvoraussetzung.

Schöne Formen, Fülle und ein natürliches Tastgefühl sind vielen Frauen wichtig, wenn es um eine Optimierung ihrer Brust geht. Doch für den Wunsch nach mehr Weiblichkeit sollte nicht die eigene Gesundheit riskiert werden. Insofern gilt auch hier: Was zu schön klingt, um wahr sein, ist häufig auch zu schön, um wahr zu sein.

Holen Sie sich den "Brustvergrößerung mit Fillern" Artikel als PDF:

Artikel downloaden

Oder lesen Sie gleich das vollständige mabelle Medical-Beauty-Magazin, wie es Ihnen gefällt - im Abo oder als Einzelausgabe - print oder digital.

Zum mabelle Lifestyle-Magazin

Brustvergrößerung mit Fillern - ein Comback? - mabelle
4.8 von 5 8
(8)

Der myBody® Klinikfinder - Zertifizierte Ärzte und Kliniken

Wir prüfen für Sie

  • Sicherheit
  • Transparenz
  • Service

Das könnte Sie auch interessieren