Rekonstruktive Intimchirurgie Verbesserung der Lebensqualität nach Geburtsverletzungen

Die rekonstruktive Intimchirurgie verbessert funktionale und ästhetische Beschwerden und trägt so nachhaltig zur Lebensqualität bei.
Prof. Dr. Philip H. Zeplin
Experten-Interview mit Prof. Dr. Philip H. Zeplin über die rekonstruktive Intimchirurgie bei Geburtsverletzungen und die Verbesserung der Lebensqualität betroffener Frauen
Die Geburt eines Kindes gehört zu den schönsten Momenten im Leben einer Frau. Doch für viele bedeutet sie auch eine erhebliche körperliche Belastung. Rund 80 Prozent der Erstgebärenden erleiden Geburtsverletzungen, die nicht selten langfristige Beschwerden verursachen. Diese können die Lebensqualität der betroffenen Frauen massiv beeinträchtigen. Prof. Dr. Philip H. Zeplin, Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie sowie Geschäftsführer und Ärztlicher Leiter der Schlosspark Klinik Ludwigsburg, spricht über die Möglichkeiten der rekonstruktiven Intimchirurgie zur Wiederherstellung von Funktion und Ästhetik des Intimbereichs und zur Förderung des allgemeinen Wohlbefindens.
myBody: Herr Prof. Dr. Zeplin, Geburtsverletzungen treten bei vielen Frauen auf. Wie häufig sind sie, und welche Formen kommen besonders oft vor?
Prof. Dr. Zeplin: Geburtsverletzungen sind häufig: Etwa 80 Prozent der Erstgebärenden sind betroffen, wobei die Häufigkeit je nach Land und geburtshilflicher Praxis variiert. Am häufigsten treten Dammrisse auf – Gewebeverletzungen zwischen Scheide und After –, die in Deutschland je nach Studie bei 20 bis 30 Prozent liegen. Weitere häufige Geburtsverletzungen sind Risse der Schamlippen, der Scheide, der Gebärmutterwand (Uterusruptur) sowie des Gebärmutterhalses.
myBody: Welche Beschwerden können nach der Heilung der akuten Verletzungen auftreten?
Prof. Dr. Zeplin: Nach der Abheilung können sekundäre Beschwerden wie Narben, Verwachsungen (ungewollte Gewebeverklebungen) und Fisteln (röhrenartige Verbindungen zwischen Organen) auftreten. Diese äußern sich häufig durch Schmerzen beim Geschlechtsverkehr (Dyspareunie), Sensibilitätsstörungen, Inkontinenz oder ästhetische Veränderungen im Intimbereich und können die Lebensqualität der betroffenen Frauen erheblich beeinträchtigen.
myBody: Wie beeinflussen diese Beschwerden die Lebensqualität der Patientinnen?
Prof. Dr. Zeplin: Die Lebensqualität wird erheblich eingeschränkt. Chronische Schmerzen, funktionelle Probleme wie Störungen beim Wasserlassen und ästhetische Veränderungen sind sowohl körperlich als auch psychisch belastend. Hinzu kommt, dass viele Frauen aus Scham oder Unsicherheit zögern, über Intimbeschwerden zu sprechen, wodurch eine angemessene Behandlung oft ausbleibt.
myBody: Können auch spät auftretende Beschwerden noch behandelt werden?
Prof. Dr. Zeplin: Ja, auch Jahre nach einer Geburt sind effektive Behandlungen möglich. Die rekonstruktive Intimchirurgie bietet vielfältige Optionen, um funktionelle und ästhetische Beeinträchtigungen zu lindern. In Zusammenarbeit mit Fachärzten für Frauenheilkunde, Proktologie (Behandlung von Enddarmerkrankungen) und Sexualtherapie unterstützen wir Patientinnen dabei, ihre Lebensqualität nachhaltig zu verbessern. Informationsveranstaltungen können zusätzlich helfen, Frauen über ihre Behandlungsmöglichkeiten aufzuklären.
myBody: Welche operativen Methoden der Intimchirurgie kommen hier zum Einsatz?
Prof. Dr. Zeplin: Die rekonstruktive Intimchirurgie bietet vielseitige Techniken zur Behandlung schmerzhafter Narben oder Deformitäten (Veränderungen der natürlichen Form) nach Geburtsverletzungen. Dazu gehören Z-Plastiken, eine chirurgische Technik zur Narbenkorrektur mithilfe Z-förmiger Schnitte, sowie YV-Plastiken, bei denen Gewebe verschoben wird, um den Narbenbereich zu erweitern. Auch Transpositions-, Rotations- und Rhomboid-Lappenplastiken kommen zum Einsatz. Hierbei wird Gewebe gezielt verlagert, gedreht oder in rautenförmigen Abschnitten verschoben, um Narbenstränge, Verengungen oder Gewebekontrakturen zu korrigieren. Für die Dammrekonstruktion wird häufig die Pudendal-thigh-flap-Technik angewandt, bei der Gewebe aus dem Oberschenkel zur Wiederherstellung dient. Ergänzend können Hauttransplantationen oder Lipofilling – eine Eigenfettbehandlung zur Polsterung und Heilung von Narben – dazu beitragen, Sensibilitätsstörungen und Beschwerden zu lindern. Welche Methode letztlich gewählt wird, hängt stets von der individuellen Diagnose ab.
myBody: Was ist das Ziel dieser Eingriffe?
Prof. Dr. Zeplin: Unser Ziel ist es, die Funktion und Ästhetik des Intimbereichs wiederherzustellen und die Beschwerden der Patientinnen zu lindern. Viele Frauen berichten bereits wenige Tage nach dem Eingriff von spürbaren Verbesserungen. Nach einigen Wochen führt der Heilungsprozess meist zu einer deutlichen Symptomlinderung und einer erheblichen Steigerung der Lebensqualität.
myBody: Wann ist eine Operation angeraten?
Prof. Dr. Zeplin: Eine Operation empfehlen wir, wenn die Beschwerden länger als drei bis sechs Monate bestehen und die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen. In der Nachsorge ist es wichtig, Patientinnen umfassend über mögliche chirurgische Optionen und ergänzende Therapien aufzuklären und sie aktiv zur Behandlung zu motivieren.
myBody: Herr Prof. Dr. Zeplin, vielen Dank für das aufschlussreiche Gespräch!


Prof. Dr. med. Dr. habil. Philip H. Zeplin ist Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie sowie Handchirurgie. Er ist Ärztlicher Leiter der Schlosspark Klinik und ist auf Brust- sowie Intimchirurgie spezialisiert.
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