Brustvergrösserung Mythen über Brustimplantate und Brust-OPs

Expertengespräch mit Dr. Timo Spanholtz über Gerüchte und Mythen um "platzende" Implantate und neue Trends, die straffe Brüste ohne OP versprechen

Die jüngste Mitgliederbefragung der Deutschen Gesellschaft für Ästhetische und Plastische Chirurgie (DGÄPC) zeigt: Brustvergrößerungen führen auch 2014 die Liste der in Deutschland am häufigsten durchgeführten schönheitschirurgischen Eingriffe an. Rund um das Thema Brustoperation rankt sich eine ganze Reihe von Mythen. Dr. Timo Spanholtz erläutert im Gespräch, was es mit diesen auf sich hat.

WO FINDE ICH DIE BESTEN INFORMATIONEN?

myBody: Herr Dr. Spanholtz, wer sich für Brustoperationen interessiert, ist mit einer Flut an Informationen, alten Vorurteilen und neuen Trends konfrontiert. Oft führt dies zu einer starken Verunsicherung bei den Patientinnen. Was empfehlen Sie prinzipiell für eine bessere Orientierung?

Dr. Spanholtz: Wenn man allgemeine Informationen zum Thema Brust-OP sucht, sollte man seine Informationen immer aus verlässlichen Quellen beziehen. Dies ist natürlich im Gespräch mit einem erfahrenen Facharzt für Plastische Chirurgie am Ehesten gegeben. Aber auch seriöse Fachportale bieten zuverlässige Informationen. Man sollte immer nachhaken, wer Urheber einer Information ist und ob die Referenzen zuverlässig sind. In Bezug auf Trends rate ich eher zur Vorsicht, da es sich auch oft um medizinisch fragwürdige Modeerscheinungen handelt. In der Plastischen Chirurgie haben aber sichere und ästhetisch ansprechende Ergebnisse oberste Priorität. Um diese zu erzielen, ist mehrjährige professionelle Erfahrung Voraussetzung.

WAS HAT ES MIT TRENDS AUF SICH?

myBody: An welche Trends im Bereich der Brustchirurgie denken Sie?

Dr. Spanholtz: Ein aktuelles Beispiel ist die 24-Stunden-Brustvergrößerung. Ein Chirurg aus New York sorgte in den letzten Monaten für Schlagzeilen, indem er eine Brustvergrößerung für einen Tag ganz ohne Silikonimplantate anpries. Durch die Injektion von Kochsalzlösung schwillt die Brust für 24 Stunden unkontrolliert an und danach wieder ab – meiner Meinung nach eine absolut sinnlose Vorgehensweise. Dabei wird das Gewebe extrem gedehnt und das kann unschöne Hängebrüste zur Folge haben; außerdem birgt dieser Trend gesundheitliche Risiken.

SEHEN IMPLANTATE IMMER KÜNSTLICH AUS?

myBody: Spritzen sind also kein Ersatz für Silikonimplantate. Was diese angeht, so hält sich ja hartnäckig das Gerücht, dass sie künstlich aussehen. Wie sehen denn die Möglichkeiten der Ästhetischen Chirurgie tatsächlich aus – kann man ein natürliches Ergebnis erzielen?

Dr. Spanholtz: Glücklicherweise sind die Wahlmöglichkeiten heutzutage beinahe unbegrenzt. Uns steht ein breites Spektrum an Implantatformen und -größen zur Verfügung. So bietet beispielsweise der einzige deutsche Hersteller über 1.500 verschiedene Implantatvariationen an. Neben der klassischen runden Form, die oft als „künstlich“ wahrgenommen wird, gibt es mittlerweile auch tropfenförmige Implantate, die sich perfekt der Anatomie anpassen. Wird eine möglichst natürliche Brustform gewünscht, kann ein erfahrener Arzt nach der Analyse von vorhandener Brust- und Körperform gemeinsam mit der Patientin das „perfekte“ Implantat auswählen.

IST GRÖßER GLEICH SCHÖNER?

myBody: Und wie sieht die Tendenz hierzulande aus: Welche Implantate wünschen sich deutsche Frauen?

Dr. Spanholtz: Im Gegensatz zur USA wünschen sich Patientinnen in Deutschland und generell in Europa natürliche Brustgrößen und -formen. Sehr häufig werden kleine Implantate verlangt, um beispielsweise Gewebe, das nach dem Stillen verloren gegangen ist, wieder aufzufüllen oder ein A Körbchen auf Körbchengröße B zu bringen. In Deutschland selbst werden täglich über 50 Brustvergrößerungen durchgeführt; und den künstlichen „Barbie-Look“ sehe ich persönlich sehr, sehr selten. Grundsätzlich gilt mein Satz: „Große Implantate, große Probleme“. Daher rate ich stets zu vorsichtigem Vorgehen.

WAS IST DRAN AN HORRORstories?

myBody: Neben Bedenken in Sachen Ästhetik hört man auch immer wieder Horrorgeschichten von "platzenden" und auslaufenden Implantaten. Wie bewerten Sie das Risiko hierfür?

Dr. Spanholtz: Es ist faktisch nicht möglich, dass Implantate der neuen Generation platzen oder auslaufen, da sie mit einem nicht flüssigen, dicht vernetzten Gel befüllt sind. Natürlich birgt eine Brustoperation – wie jeder chirurgische Eingriff – gewisse Risiken, aber dass Implantate beim Fliegen, Tauchen oder Bungee-Jumping platzen und auslaufen, ist ein Mythos aus alten Zeiten.

TUT’S SEHR WEH?

myBody: Wie sieht es denn mit den Risiken neben den allgemeinen Gefahren einer Operation aus – ist eine Brustvergrößerung mit besonders starken Schmerzen verbunden?

Dr. Spanholtz: Auch hier gilt, dass jede Operation mehr oder weniger starke Schmerzen verursacht – und das gilt eben auch für Brustoperationen. Jeder Mensch hat ein individuelles Schmerzempfinden, daher lässt sich schlecht eine allgemein gültige Antwort formulieren. Allerdings kennen erfahrene Chirurgen einige medizinische Kniffe, die Schmerzen lindern und schnell vergessen machen.

KÖNNEN BRÜSTE NACH DER OP AUCH MEHR ALS SCHÖN?

myBody: Und nach der OP: Sind die Brüste noch ebenso empfindlich wie vorher, kann die Frau immer noch stillen und für den Partner „gefühlsecht“ sein?

Dr. Spanholtz: Unmittelbar nach dem Eingriff kann die Haut im Bereich der Narbe, also z.B. in der Unterbrustfalte, weniger sensibel sein. Das legt sich aber normalerweise innerhalb weniger Wochen von selbst. Da sich die modernen Implantate sehr an der Gewebebeschaffenheit der weiblichen Brust orientieren, fühlt der Partner das Implantat in der Regel gar nicht. Und natürlich können Patientinnen stillen, da die Brustdrüsen vom Implantat nicht gestört werden, das meistens unter dem Brustmuskel platziert wird.

JETZT MAL TACHELES!

myBody: Herr Dr. Spanholtz, dann lassen Sie uns zuletzt noch Kosten und Haltbarkeit eines Implantates ansprechen: Wie teuer ist eine Brustvergrößerung, und müssen die Implantate tatsächlich alle 10 Jahre erneuert werden?

Dr. Spanholtz: Im Schnitt ist – inklusive Übernachtung und Narkose – in meiner Klinik mit etwa 6.800 Euro zu rechnen. Bei einer Brustvergrößerung sollte auf keinen Fall gespart werden, da die Qualität der Implantate und ein hoher Standard des kompletten chirurgischen Eingriffes mit Vor- sowie Nachbehandlung überaus wichtig sind. Bei einem professionellen Eingriff werden mehrere Beratungen im Voraus und jeglicher Komfort für die Patientin angeboten. Was die Haltbarkeit betrifft: Heutzutage verbringen Frauen mit ihren ersten Implantaten oft das ganze Leben – ein Verfalls- oder Wechseldatum gibt es nicht mehr. Dies war früher der Fall, aber die modernen Implantate, zum Beispiel aus Deutschland, verbleiben ohne Beschränkung im Körper und werden nur gewechselt, wenn der Wunsch nach Veränderung oder medizinische Gründe vorliegen.

myBody: Herr Dr. Spanholtz, vielen Dank für dieses aufschlussreiche Gespräch.

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