Anti-Aging Mit modernen Methoden zur Faltenfreiheit

Prof. Dr. Robert Oellinger

Die ästhetischen Prozeduren der Anti-Aging-Medizin für jugendliche Attraktivität sind mein Metier.

Prof. Dr. Robert Oellinger
Frau auf dem Behandlungstisch mit angezeichneten Linien im Gesicht

Interview mit Prof. Dr. Robert Oellinger zum modernen medizinischen Anti-Aging

Der Begriff modernes Anti-Aging umfasst innovative Methoden zur minimalinvasiven Hautverjüngung. Aber was kann man sich genau darunter vorstellen? Auf diese und weitere Fragen rund um das Thema Anti-Aging geht Prof. Dr. Robert Oellinger, Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie, im Expertengespräch ein.

myBody: Herr Prof. Oellinger, Anti-Aging ist DAS Schlagwort unseres Zeitalters. Was verstehen Sie unter dem Begriff und wie erklären Sie sich den regelrechten Anti-Aging-Boom, der nun auch seit längerem in Deutschland regiert.

Prof. Oellinger: Anti Aging ist ein weitreichender Begriff und sollte nicht zu einseitig verstanden, also nur auf die äußerliche Erscheinung reduziert werden. Der Erhalt der Jugendlichkeit, worum es letztlich beim Anti-Aging geht, stützt sich auch und vor allem auf eine vernünftige Ernährung sowie regelmäßige körperliche und geistige Aktivitäten, beispielsweise Gehirntraining. Die ästhetischen Prozeduren der Anti-Aging-Medizin für jugendliche Attraktivität sind mein Metier. Ich denke ihr Erscheinungsbild ist den Menschen heute so wichtig, weil der gut aussehende Mensch Vorteile hat, er verdient mehr Geld und macht die bessere Karriere. Das Leben gestaltet sich für ihn leichter. Dies ist nicht nur eine Vermutung, sondern auch von der Attraktivitätsforschung belegt. Einer der führenden Wissenschaftler ist Prof. Karl Grammer. Seine Aussage: Innerhalb von 0,1 Sekunden schätzt man sein gegenüber ein und empfindet ihn als schön oder nicht. Wichtige Merkmale für Schönheit sind Gesichtssymmetrie, volle Lippen, eine eher kleine, gerade Nase und ein gleichmäßiger Teint.

myBody: Führen Sie uns mal in Zahlen durch den kosmetischen und medizinischen Anti-Aging-Markt.

Prof. Oellinger: Die Deutschen geben im Jahr ca. 11 Milliarden Euro für Kosmetikartikel aus. Mit einer entsprechend intensiven Pflege kann die Haut in ihrer Ebenmäßigkeit verbessert werden. D.h. mit kosmetischen Produkten nehmen Frauen und Männer an sich selbst schon Schönheitskorrekturen vor. Etwa 400.000 medizinische Schönheitseingriffe werden zusätzlich pro Jahr professionell beim Beauty-Doc durchgeführt. Neuere Umfragen sagen, dass sich jede fünfte Frau einer Schönheits-OP unterziehen würde, wenn sie genug Geld hätte. Und dass 9 von 10 Mädchen unter 18 Jahren bereits einen Aspekt an ihrem Körper verändern wollen würden.

myBody: Aber solche jungen Frauen sind nicht das Anti-Aging-Klientel…

Prof. Oellinger: Lippenvergrößerungen macht man durchaus häufig bei 20-Jährigen. Aber wenn es wirklich ums Verjüngen geht sind es in der Regel Frauen und Männer ab 35 bis 40 Jahren – ein Alter, in dem die ersten Falten aufkommen. Die Frauen kann man im Grunde in zwei Gruppen einteilen. Besonders gutaussehende Frauen, die durch Altersveränderungen ihren „Marktwert“ gefährdet sehen und dann umfassendere Maßnahmen in Anspruch nehmen. Und auf der anderen Seite Frauen, die einen Aspekt an ihrem Äußeren besonders störend finden, z.B. eine ausgeprägte Zornesfalte auf der Stirn, und den sie behoben haben wollen. Generell steigt der Druck attraktiv und frisch auszusehen für Frauen, die in der Öffentlichkeit stehen oder beruflich gehobene Positionen einnehmen. Viele von ihnen unterziehen sich regelmäßig verschiedensten Behandlungen, hauptsächlich im Gesichtsbereich. Auch bei Männern besteht zunehmend die Nachfrage nach ästhetischen Verbesserungen an Körper und Gesicht. Auf fünf Behandlungen bei Frauen kommt etwa eine bei Männern. Häufig sind es Banker, Manager und Geschäftsleute, die einen Schönheitschirurgen aufsuchen. Ihre Motivation ist es frisch, gesund und dynamisch auszusehen. Lidkorrekturen, Filler- und Botoxbehandlungen sowie Fettsaugungen an Bauch und im Hüftbereich liegen hier ganz weit vorne.

myBody: Welche Möglichkeiten zur Faltenbekämpfung gibt es heute? Und welche Methoden führen Sie am häufigsten durch?

Prof. Oellinger: Die Methoden und Möglichkeiten um Falten anzugehen sind vielfältig und unterschiedlich erfolgversprechend. Die am häufigsten angewandten Maßnahmen sind Injektionen mit Fillern und Botulinumtoxin, Eigenfettbehandlungen wie Microfat grafting, Sharp needle intradermal grafting (SNIF) oder Nanofat grafting, Fadenlifting, PRP/Eigenblutbehandlung, chemische Peelings und Ultherapie. Die Faltenauffüllung mit Hyaluron und Eigenfett sowie Botox-Behandlungen sind am gefragtesten.

myBody: Worin unterscheiden sich die heutigen Anti-Aging-Konzepte im Vergleich zu früher?

Prof. Oellinger: Wenn man z.B. die Hyaluronsäurefiller betrachtet - neben Botox der am häufigsten angewandte Faltenkiller - so hat sich eine deutliche Verbesserung hinsichtlich der Verträglichkeit eingestellt. Mit früher eingesetzten Kollagenfillern lag die Allergie-Rate bei 4-5 %. Bei den hochrein hergestellten Hyaluronsäurefillern liegt die Wahrscheinlichkeit für eine Unverträglichkeitsreaktion nur noch bei 1:10.000. Außerdem beinhalten die modernen Materialien ein örtliches Betäubungsmittel, welches sofort bei der Injektion seine Wirkung entfaltet und somit den Behandlungskomfort für den Patienten erhöht. Ebenso hat sich beispielsweise der Schliff der Nadeln verbessert und es gibt mittlerweile Kanülen, welche bei bestimmten Indikationen die Verletzungsanfälligkeit deutlich heruntersetzen, da Nerven und Gefäße unversehrt bleiben. Insgesamt sind die Möglichkeiten deutlich vielfältiger geworden. Vieles lässt sich auch kombinieren, z.B. Ultherapie und Unterspritzung. Hier sind fast keine Grenzen gesetzt.

myBody: Welchen Stellenwert haben denn apparative Methoden wie Ultherapie heute? Und was ist das Besondere am Ultherapie-Verfahren?

Prof. Oellinger: Man muss sagen, dass der Markt hier mittlerweile eher unübersichtlich ist. Die Technologien machen sich Laser- und Radio-Frequenz-Energie zunutze sowie Ultraschallwellen. Alle Verfahren haben gemeinsam, dass die Neubildung von Kollagenen-Fasern und elastischem Bindegewebe angeregt wird und somit eine straffere Haut die gewünschte Folge ist. Jedoch ist speziell Ultherapie die einzige Technik, die von der amerikanischen Zulassungsbehörde FDA als nichtinvasives Lifting-Verfahren zugelassen ist. Das Gerät arbeitet mit gebündeltem Ultraschall, der gezielte Impulse in eine definierte Tiefe des Gewebes abgibt. Der hautstraffende Erfolg ist nicht sofort zu sehen. Man braucht etwa drei bis vier Monate Geduld. Ultherapie kann zwar ein Facelifting nicht ersetzen, aber es kann es hinauszögern oder auch nach einer OP auffrischend wirken.

myBody: Und zum Thema Fadenlifting: Wann setzen Sie lieber Fäden anstelle von Botox und Fillern zum Liften ein?

Prof. Oellinger: Das Fadenlifting ist eine nichtchirurgische Methode, um abgesunkene Gesichtspartien wieder in Position zu bringen - Wangenbäckchen, Nasolabialfalten und Halserschlaffung -, für eine lokale Faltentherapie wie dies mit Fillern und Botox möglich ist eignen sich die Fäden hingegen nicht. Sie sind mit winzigen Widerhaken versehen, werden in das Gewebe eingebracht und üben dann eine Zugwirkung auf die Haut aus. Im Laufe von Monaten werden die Fäden vom Körper abgebaut und es bleiben neue bindegewebsartige Stränge übrig, welche die Haut deutlich straffer erscheinen lassen. Wie gesagt, verwendet man Botox und Filler bei einzelnen Falten und zur lokalen Volumengebung - Botox setzt man eher in der oberen Gesichtshälfte ein, Filler in der unteren. Eine Kombination mit dem Fadenlifting ist gut möglich und häufig sinnvoll.

myBody: Welche Vorteile haben nichtoperative Verjüngungsmethoden gegenüber OPs ganz generell?

Prof. Oellinger: Nicht-operative Methoden sind im Vergleich zu einem chirurgischen Facelifting in der Regel weniger traumatisierend und somit ist die Rekonvaleszenz kürzer, d.h. ein zeitlicher Ausfall (Beruf, Sport) ist nicht notwendig. Aber nicht alles ist mit den konservativen Methoden möglich. Deswegen ist eine genaue Abwägung des Vorgehens notwendig und schlussendlich entscheidet immer der Patient.

myBody: Wann würden Sie beispielsweise eher zu einem operativen Facelift raten, weil das sanfte Vorgehen nicht effektiv wäre?

Prof. Oellinger: Ein Facelift ist immer dann zu empfehlen, wenn der Hals deutlich außer Form geraten ist und ebenso wenn die Kinnlinie nicht mehr gegeben ist und die Wangen hängen. Außerdem muss es der ausdrückliche Wunsch des Patienten sein, der nach ausgiebiger Überlegung dem Behandlungsplan zustimmt.

myBody: Herr Prof. Oellinger, vielen Dank für das Gespräch!

Über Prof. Dr. Robert Oellinger

Prof. Dr. med. Robert Oellinger ist Facharzt FMH für Plastische und Ästhetische Chirurgie. Er hat sich bereits seit über 20 Jahren ausschließlich der ästhetisch-plastischen Medizin verschrieben. Als aktives Mitglied der Organisation Interplast ist er im Einsatz für Kinder und Hilfsbedürftige in Ländern der Dritten Welt. Sein 2015 erschienenes Buch «Operation Schönheit» wendet sich speziell an Patienten, die sich genau und kritisch mit der Schönheitschirurgie auseinandersetzen wollen.

Der myBody® Klinikfinder - Zertifizierte Ärzte und Kliniken

Wir prüfen für Sie

  • Sicherheit
  • Transparenz
  • Service

Das könnte Sie auch interessieren