ISAC Insights Hyaluronsäure-Filler: Schöne Ergebnisse mit riskanten Lücken in der Notfallversorgung
Minimalinvasive ästhetische Behandlungen sind gefragt wie nie – allen voran Hyaluronsäure-Filler. Sie gelten als gut verträglich und ermöglichen glatte Haut, volle Lippen oder definierte Gesichtskonturen ohne chirurgischen Eingriff. Doch was viele nicht wissen: Im seltenen, aber ernsten Notfall können sie gravierende Komplikationen auslösen – und genau hier klafft aktuell eine gefährliche Versorgungslücke in Deutschland.
Hyaluron-Filler & Komplikationen: Wenn Schönheit zur Gefahr wird
Mehr als 95 Prozent aller weltweit verwendeten Filler bestehen aus Hyaluronsäure. Kommt es bei der Injektion jedoch zu einer Gefäßverletzung oder -verstopfung, drohen Durchblutungsstörungen, Gewebsuntergänge oder im schlimmsten Fall sogar Erblindung. Die medizinische Antwort auf diesen Notfall ist eindeutig: Hyaluronidase, ein Enzym, das die injizierte Hyaluronsäure rasch auflösen kann. Sie gilt als einzig wirksames Antidot und muss sofort und in hoher Dosis verabreicht werden, um bleibende Schäden zu verhindern.
Der stille Skandal: Filler-Notfallbehandlung ohne Zulassung
Genau hier liegt das Problem: Anfang 2024 wurde mit HYLASE Dessau das bislang einzige zugelassene Hyaluronidase-Präparat vom Markt genommen. Seither existiert im deutschsprachigen Raum kein offiziell zugelassenes Mittel mehr. Ärztinnen und Ärzte müssen auf internationale Produkte oder Restbestände zurückgreifen – meist im sogenannten Off-Label Use.
Das bedeutet: Medizinisch korrekt, rechtlich aber unsicher. Für Behandler:innen, insbesondere junge Ärztinnen und Ärzte, stellt dies ein ethisches und juristisches Dilemma dar. Und für Patient:innen? Ein unkalkulierbares Risiko, wenn im Ernstfall keine wirksame Notfallmedikation verfügbar ist.
Internationale Standards zur Filler-Notfallversorgung – nationale Lücken
Die International Society for Aesthetic Competence (ISAC) hat einen weltweit anerkannten Algorithmus zur Behandlung von Komplikationen veröffentlicht. Er legt klare Schritte fest: sofortiger Injektionsstopp, Untersuchung der Haut, hochdosierte Gabe von Hyaluronidase und begleitende Maßnahmen. In vielen Ländern ist dieser Standard längst etabliert und Teil der ärztlichen Ausbildung.
In Deutschland dagegen fehlt es derzeit nicht nur an einem zugelassenen Präparat, sondern auch an klaren rechtlichen Leitlinien. Zwar gibt es Notfallkurse wie den „I-Secure“-Kurs, doch ohne ein rechtssicheres Medikament bleibt jede gute Ausbildung im Ernstfall unvollständig.
Patientensicherheit braucht klare Regeln
Die aktuelle Situation verdeutlicht, wie fragil die Sicherheit in der ästhetischen Medizin sein kann. Notwendig sind jetzt:
- Eine schnelle Neuzulassung von Hyaluronidase
- Verbindliche rechtliche Regelungen für den Einsatz im Notfall
- Pflichtlagerung von Notfallmedikamenten in allen Praxen, die mit Fillern arbeiten
- Strukturierte, zertifizierte Schulungen für alle Behandler:innen
Fazit: Zeit zu Handeln
Hyaluronsäure-Filler können das Selbstbewusstsein stärken und für viele Patient:innen einen echten Gewinn an Lebensqualität bedeuten. Doch Sicherheit muss an erster Stelle stehen. Solange kein zugelassenes Notfallmedikament verfügbar ist, bewegen sich Ärzt:innen und Patient:innen auf unsicherem Terrain.
Die ästhetische Medizin steht hier in der Verantwortung: Schöne Ergebnisse sind nur dann etwas wert, wenn sie mit maximaler Sicherheit verbunden sind. Politik, Fachgesellschaften und Industrie müssen deshalb gemeinsam dafür sorgen, dass Hyaluronidase schnellstmöglich wieder regulär verfügbar wird – damit aus einem ästhetischen Eingriff kein medizinischer Albtraum wird.
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