Brustvergrößerung mit Eigenfett Eine echte Alternative zu Silikon?
Die Brustvergrößerung mit Eigenfett ist eine natürliche und risikoarme Alternative zu Implantaten – ohne Narben und Folgeoperationen.
Interview mit Dr. Gero Ruppert von S-thetic zu den Vor- und Nachteilen der Eigenfettunterspritzung
Nach wie vor scheint das Einsetzen von Implantaten der Goldstandard zur Brustvergrößerung zu sein. Aber die alternative Verwendung von Eigenfett wird immer beliebter. Dabei wird dem eigenen Körper erst Fett abgesaugt, aufbereitet und dann in die Brust injiziert. Brustvolumen gewinnen, Fettpölsterchen verlieren und das ganz ohne Fremdmaterial – wo ist der Haken?
myBody: Implantate oder Eigenfett: Beide Varianten haben Vor- und Nachteile, Befürworter und Kritiker. Wozu raten Sie?
Dr. Ruppert: In den letzten Jahren hat das Vertrauen, das Patientinnen in Implantate hatten, abgenommen. Besonders der PIP-Skandal 2012 hat zu viel Verunsicherung geführt. Hinzu kommt, dass zu möglichen Folgen wie Lymphomen oder Autoimmunerkrankungen gerade noch geforscht wird. Manche Frauenempfinden bei dem Gedanken, einen Fremdkörper in der Brust zu tragen, Unbehagen. Die Brustvergrößerung mit Eigenfett ist eine natürliche und risikoarme Alternative.
myBody: Aber das Verfahren hat auch seine Grenzen. Insbesondere was das Ausmaß der möglichen Vergrößerung betrifft?
Dr. Ruppert: Die mögliche Vergrößerung hängt stark von den individuellen Voraussetzungen ab. So kann bei einem größeren Ausgangsvolumen auch mehr Eigenfett injiziert werden. Bei sehr kleinen und kompakten Brüsten sind möglicherweise zwei Eingriffe nötig, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen. Grundsätzlich gilt, dass eine Vergrößerung um zwei Körbchengrößen oder mehr mit Eigenfett nicht möglich ist. Allerdings ist mit Implantaten dafür ein Ausgleich spezieller Teilbereiche oder die Korrektur von Asymmetrien schwierig oder gar nicht möglich. Mit Eigenfett bekommen wir hier ein sehr schönes und natürliches Ergebnis hin.
Vorteile einer Brustvergrößerung mit Eigenfett
myBody: Wo sehen Sie die Vorteile einer Brustvergrößerung mit Eigenfett?
Dr. Ruppert: Der offensichtlichste Vorteil ist, dass es zwei Behandlungen in einem Eingriff sind: Ein Zuwachs an Brustvolumen und gleichzeitig die Beseitigung von Problemzonen an Bauch, Taille oder Oberschenkel. Außerdem muss bei Implantaten immer mit Anschluss-Operationen wegen Verkapselung oder einem Implantataustausch aufgrund anderer Ursachen gerechnet werden. Bei einer Brustvergrößerung mit Eigenfett sind nach dem Eingriff keine OPs mehr nötig. Das Eigenfett wird mit dünnen Kanülen in die Brust injiziert, es sind also keine Schnitte nötig und somit entstehen auch keine großen Narben. Viele Frauen nehmen die Narben in der Unterbrustfalte als Stigmatisierung wahr, weil sofort klar ist, dass hier etwas gemacht wurde. Das passiert bei einer Brustvergrößerung mit Eigenfett nicht.
myBody: Heißt das, man ist nach der OP auch schneller wieder fit und arbeitsfähig?
Dr. Ruppert: Die meisten Kollegen führen Brustvergrößerungen mit Implantaten nur mit anschließender Übernachtung durch, um auf Komplikationen reagieren zu können. Anschließend dürfen die Patientinnen viele Wochen nicht schwer tragen oder die Arme heben. Insbesondere für junge Mütter mit Kleinkindern ist das kaum umsetzbar, aber natürlich auch für alle Frauen, die einer körperlichen Arbeit nachgehen. Nach einer Brustvergrößerung mit Eigenfett ist das schon früher möglich. Es schmerzen lediglich die Stellen an denen Fett gewonnen wurde für einige Tage lang und es muss ein Kompressionsmieder getragen werden.
myBody: Nur 17% aller Brustvergrößerungen werden mit Eigenfett durchgeführt. Wieso sind es verhältnismäßig so wenige?
Dr. Ruppert: Das ist immerhin schon fast jede 5. So wenig finde ich das nicht. Zwei Drittel aller plastischen Chirurgen führen grundsätzlich Brustvergrößerungen mit Eigenfett durch. Ökonomisch betrachtet ist die Brustvergrößerung mit Implantaten lukrativer, weil die OP kürzer dauert und etabliert ist. Für die Patientin ist die Motivation des Arztes im Beratungsgespräch jedoch nicht erkennbar.
Kombination von Eigenfett und Silikon
myBody: Eine relativ neue Variante ist, Implantate und Eigenfettunterspritzung zu kombinieren. Kombiniert die Brustvergrößerung mit Eigenfett-Camouflage die Vorteile beider Methoden? Sprich: Großes Volumen und natürliche Haptik und Optik?
Dr. Ruppert: Sie kombiniert auf jeden Fall auch die Risiken. Eine Verkapselung kann stattfinden und Folge-OPs können nötig werden. Moderne Implantate fühlen sich sehr weich und natürlich an und sie sind bei ausreichend Brustgewebe auch nicht tast- oder sichtbar. Dafür ist oftmals keine Kaschierung mit Eigenfett nötig.
myBody: Gelegentlich liest man von einem potentiell höheren Krebsrisiko nach einer Brustvergrößerung mit Eigenfett. Gibt es einen Zusammenhang zwischen Brustkrebs und der Brustvergrößerung mit Eigenfett?
Dr. Ruppert: Bei einer abgeschlossenen Brustkrebserkrankung sollten mindestens zwei Jahre zwischen der Behandlung und dem Wiederaufbau mit Eigenfett liegen. Auch für Trägerinnen des Brustkrebsgens oder bei gehäuften Vorerkrankungen innerhalb der Familie ist der Brustaufbau mit Eigenfett nicht ratsam. Für gesunde Frauen, die nicht zur Risikogruppe für Brustkrebs gehören, gibt es keine Erkenntnisse über einen Zusammenhang zwischen der Brustvergrößerung mit Eigenfett und Brustkrebs.
myBody: Denken Sie, dass sich das quantitative Verhältnis von Eigenfett und Implantaten in Zukunft noch verschiebt?
Dr. Ruppert: Mein Eindruck ist, dass vor allem in Deutschland der Trend sehr stark zu natürlichen Ergebnissen geht. Während zum Beispiel in Brasilien eine Schönheits-OP immer noch ein Statussymbol ist, das man gerne herzeigt, möchten die meisten deutschen Frauen nicht, dass die Brust sichtbar gemacht aussieht. Insofern sind moderate Vergrößerungen gefragt, die sich mit Eigenfett hervorragend umsetzen lassen.
myBody: Gibt es Preisunterschiede zwischen den beiden Varianten?
Dr. Ruppert: Die Kosten für eine Brustvergrößerung mit Eigenfett sind höher, der Eingriff dauert durch die Eigenfettgewinnung wesentlich länger als das Einbringen von Implantaten. Kalkuliert man aber die wahrscheinlichen Kosten von Folgeoperationen bei Implantaten mit ein, sind die Kosten für die Brustvergrößerung mit Eigenfett langfristig geringer.
Vielen herzlichen Dank Herr Dr. Ruppert für das informative Gespräch!
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